Räucherkerzenhersteller Räucherkerzenhersteller: Knox hofft auf starkes Weihnachtsgeschäft

Mohorn-Grund/dpa. - Das Haus mit dem Räuchermännchen an der Fassade durchzieht wieder ein feiner Weihnachtshauch. Mit Hochdruck werden derzeit im idyllisch gelegenen Mohorn-Grund (Weißeritzkreis) die kleinen bunten Kerzen gefertigt, deren aromatische Düfte an grauen Wintertagen wohliges Behagen verströmen. «Bis zur Weihnachtszeit wollen wir alle Kunden beliefert haben», umreißt der Geschäftsführer der Apoth. H. Zwetz.Rmh.GmbH, Andreas Brodien, das Ziel. Auf dem Tisch liegen Fotos von der Flut, die im August auch die älteste deutsche Räuchermittelfabrik überschwemmt hatte.
Das Wasser war bis zu einem Meter hoch in das Gebäude eingedrungen, bahnte sich den Weg durch die Produktionsräume und vernichtete die Warenbestände. Zurück blieb ein Schaden von 250 000 Euro. «Wir sind gegen Feuer und Sturm versichert, nicht aber gegen Wasser», sagt der Geschäftsführer. Über staatliche Soforthilfen hofft er nun, zumindest 40 Prozent des Schadens abzudecken. «Die Maschinen konnten wir wieder in Gang setzen, jetzt müssen wir fünf Wochen Produktionsausfall aufholen», berichtet Brodien. Dafür arbeiten die sieben Mitarbeiter und zwei Aushilfskräfte gegenwärtig nicht nur in der Woche länger, sondern auch an den Samstagen.
Den kleinen Betrieb am Rande des Tharandter Waldes - Brodien und seine Lebenspartnerin Marion Koch investierten hier nach der Wende rund 1,5 Millionen Euro - verlassen jährlich rund 60 Tonnen Räucherkerzen. Die Kerzen werden auch in Taiwan, Japan, Australien und den USA angezündet. «Über das Internet bekommen wir Bestellungen aus der ganzen Welt», erklärt der Geschäftsführer stolz. Den Markt teilt sich die Fabrik nach seinen Angaben mit bundesweit zwei weiteren Mitbewerbern.
Knox-Räucherkerzen werden inzwischen in 25 Duftnoten geliefert. Noch immer wird dabei auf die Original Rezepturen des Schleizer Apothekers Hermann Zwetz zurückgegriffen, der die Firma 1865 in Thüringen gründete. 1952 kaufte der Dresdner Chemiekaufmann Erich Koch das Unternehmen und verlegte die Produktion in das sächsische Mohorn. Im real existierenden Sozialismus konnte sich das Privatunternehmen erfolgreich gegen Verstaatlichung und trotz mancher Materialprobleme behaupten. Produziert wurde zu DDR-Zeiten hauptsächlich für den Export unter anderem nach Westdeutschland und Österreich.
Die Tradition der Räucherkerzen reicht indes noch weit vor die Ursprünge der Fabrik zurück. Erstmals erwähnt wurden sie im Jahre 1521 als «Schmeckenkirzlein» bei dem Maler und Grafiker Albrecht Dürer. Im 18. Jahrhundert wuchs die Bedeutung vor allem medizinisch eingesetzter Räucherkerzen. Apothekervorschriften regelten fortan, wie die «Candelae fumales» - so der klangvolle lateinische Name - herzustellen waren. Geräuchert wurde damals unter anderem gegen die Pest, gegen Zahnschmerzen, schweres Gehör oder gar gegen «Zauberey».
Als Grundbestandteil der Räucherkerzen gilt das Holzkohlepulver, das nicht nur für das Erhitzen und Verbrennen der Aromastoffe, sondern auch für die schwarze Farbe sorgt. Als Zutaten dienen exotische Baumharze, Wurzeln, Rinden, Blüten, Gewürze und ätherische Essenzen. Gemeinsam mit einem pflanzlichen Bindemittel werden diese zu einem Teig verarbeitet, der in Formen gepresst wird.
Produziert wird in Mohorn-Grund fast ausschließlich für das Weihnachtsgeschäft, auf dem besonders in diesem Jahr die Hoffnung ruht. «Wenn das einbrechen würde, wüssten wir nicht wie es weitergeht», sagt Brodien. Doch er ist zuversichtlich, denn trotz Flutschäden und mehr als einmonatigem Betriebsausfall hat das Unternehmen bislang keinen Kunden verloren.