Raucher Raucher: Schachtel kostet ab März 2004 rund 40 Cent mehr

Hamburg/dpa. - Der Weg in den Tabakladen ähnelt dem Gang zum Finanzamt: Mehr alsdrei Viertel des Zigarettenpreises fließt in die Kassen des Fiskus.Schon in den vergangenen beiden Jahren erhöhte die Bundesregierungdie Tabaksteuer um jeweils einen Cent je Zigarette, um Maßnahmengegen den Terrorismus bezahlen zu können. «Steuerpolitisch war dasein Fehlschlag», behauptet der Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller. Statt einer Milliarde Euro habeder Bund lediglich 111 Millionen Euro mehr eingenommen, weil derAbsatz wegbrach. Das Finanzministerium will das nicht kommentieren.
Die Verbraucher wenden sich von den teuren Markenzigaretten ab undrauchen lieber Billig-Produkte aus dem Supermarkt, selbst gedrehteFeinschnittzigaretten und legale oder illegale Importe aus Polen oderTschechien, die gerade einmal die Hälfte kosten. Die Devise «Geiz istgeil» gilt auch für diesen Markt. So reduzierte sich der Absatz vonFabrikzigaretten im vergangenen Jahr um mehr als sechs Prozent auf134,4 Milliarden Stück. Der Anteil der Discount-Marken, der 1997 erstbei 5,5 Prozent lag, kletterte auf 16,1 Prozent. «In diesem Jahr wirdder Absatz von Markenzigaretten weiter zurückgehen, mindestens sostark wie im Vorjahr», sagt Dirk Pangritz von British AmericanTobacco (BAT) in Hamburg.
Die Tabakkonzerne legen bei der Preisrunde im März auf diegestiegenen Steuern noch etwas drauf und erhöhen so ihre Gewinne. Bei40 Cent Preiserhöhung je Päckchen entfallen 26 Cent auf die Steuernund 14 Cent auf Hersteller und Zigarettenhandel. Das sei notwendig,so die Industrie, weil die beiden letzten Steuererhöhungen nichtvollständig an den Verbraucher durchgereicht worden seien und so dieMargen schmälerten. Allein in den vergangenen beiden Jahren hättendie Industrie und der Handel 1,2 Milliarden Euro weniger eingenommen.
Für Aufregung in der Branche sorgt der britische ZigarettenkonzernImperial, der aus der einheitlichen Front der Hersteller ausscherenwill. Die Zigarettenmarke «West», mit einem Anteil von 9,3 Prozentimmerhin die Nummer zwei im deutschen Markt hinter dem einsamenMarktführer «Marlboro», soll weiterhin drei Euro kosten und statt 19nur noch 18 Zigaretten je Packung enthalten. Erst nach einerÜbergangsphase von acht Wochen werde der Preis um 20 Cent auf 3,20Euro angehoben.
«Wir versprechen uns davon Markterfolge bei den preissensiblenVerbrauchern», sagt Richard Gretler, Chef der deutschen Imperial-Tochter Reemtsma. «Es geht nicht um einen Preiskampf, sondern um einestärkere Differenzierung der Preise.» Der Rest der Branche wertet dieEinführung einer bislang unüblichen Packungsgröße mit 18 Zigarettenals unfreundlichen Akt und denkt über Gegenmaßnahmen nach.
