1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Quelle-Insolvenz: Quelle-Insolvenz: Zukunft mit neuen Partnern

Quelle-Insolvenz Quelle-Insolvenz: Zukunft mit neuen Partnern

Von KATRIN LÖWE 11.11.2009, 17:53
Auf dem Schild mit der Aufschrift "Gläubigerausschuss" spiegelt sich vor Beginn der Gläubigerversammlung der Quelle-Schriftzug. (FOTO: DPA)
Auf dem Schild mit der Aufschrift "Gläubigerausschuss" spiegelt sich vor Beginn der Gläubigerversammlung der Quelle-Schriftzug. (FOTO: DPA) dpa

MÜCHELN/MZ. - 1990 war sie in Mücheln (Saalekreis) die ersteder Region, die einen Quelle-Shop eröffnethat. Und eigentlich ist "Untergang" das völligfalsche Wort, trotz der Abwicklung des Versandriesen.Das bemerkt, wer Schmidts Laden betritt. Dageben sich die Kunden die Klinke in die Hand.Und die wenigsten davon, sagt die 55-Jährige,sind pure Schnäppchenjäger, die nur auf denAusverkauf setzen.

Schmidt redet sich dieser Tage sprichwörtlichden Mund fusslig bei ihren Kunden. Ja, eswird weitergehen. Nur ohne Quelle. Und: Nein,bereut hat die gelernte technische Zeichnerinden Schritt in die Selbstständigkeit bis heutenicht. Trotz des vermeintlich sicheren Jobs,den sie damals in einem Konstruktionsbüroder Buna-Werke kündigte. Während ihre einstigenKollegen ein Jahr später auf der Straße standen,lief bei Schmidt schon das Geschäft. "In denersten zehn Jahren boomte es", sagt sie. Inden letzten vier bis fünf aber lief der Handelmit dem Riesen vor allem bei jüngerer Kundschaftschlechter. Schmidt begann, sich bei anderenVersandhändlern umzusehen. Nun meldet siesich am Telefon nur noch mit "BestellserviceSchmidt". Als Quelle Mitte 2009 ankündigte,etliche Shops abzubauen, war der Müchelnernicht dabei. "Aber da wusste ich: Es gehtden Bach runter", sagt Schmidt.

So manche schlaflose Nacht hat die 55-Jährigeseit dem endgültigen Quelle-Aus vor wenigenWochen gehabt. Auch Existenzangst, selbstwenn sie die nicht zeigt. Jede freie Minuteverbringt Schmidt damit, sich neue Partnerzu suchen. Andere Versandhäuser, deren Katalogebereits im Shop liegen. Händler, die ihreWaren auf Kommissionsbasis überlassen. Dennochwird es Einschränkungen geben - im Shopbereich,der heute 40 Prozent ihres Umsatzes ausmacht.Teure Elektronik in den Laden zu stellen,wird nicht mehr funktionieren, so Schmidt."Entweder verkaufe ich sie innerhalb von vierWochen oder trage dann selbst das Risiko."

Bundesweit standen mit der Quelle-Abwicklungrund 1400 Shops in Frage. Inzwischen hatder 1994 gegründete Interessenverband derQuelle-Shops einen eigenen Einkaufsverband"Kombico" auf die Beine gestellt, der seitDienstag arbeitet und kostengünstig bei Großlieferanteneinkaufen will. "Im Vorfeld hatten wir Anfragenvon 800 Shop-Betreibern", sagt MitbegründerDetlef Stechert. Als einzelner Händler könneman sich nicht am Markt behauptet, sagt er."Wir haben nur Macht, wenn wir zusammen einkaufen."Ziel des Verbundes sei, perspektivisch eineMillion Waren anbieten zu können.

Auch Margit Schmidt wird das Kombico-Angebotprüfen. Im Moment läuft in ihrem Shop nochder Ausverkauf der Quelle-Waren. Die letztePhase der Zusammenarbeit mit dem Traditionshausist schwierig. "Bestellungen darf ich schonseit 14 Tagen nicht mehr aufgeben, nur nochdie Waren im Shop verkaufen", sagt sie. UndFragen, die könne am Stammsitz in Fürth niemandbeantworten. Von familiärer Hilfe abgesehen:"Du stehst jetzt alleine da, musst auch selbstständigaus der Misere rauskommen." Margit Schmidtaber will es schaffen. Ohne Quelle. Auch wennihr der Name Quelle-Schmidt wohl weiter anhängenwird im Ort.