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Qimonda erschließt sich mit Solargeschäft neue Erlösquelle

05.05.2008, 10:32

München/dpa. - Der angeschlagene Speicherchip-Hersteller Qimonda erschließt sich eine neue Erlösquelle. Gemeinsam mit Centrosolar steige der Konzern in die Solarzellen-Fertigung ein, teilte die Infioneon-Tochter am Montag in München mit.

Dadurch werde Qimonda "künftig Zugang zu einem attraktiven Markt mit stabilen und hohen Wachstumsraten haben", sagte Konzernchef Kin Wah Loh. Im ureigenen Geschäft mit Speicherchips schreiben die Münchener aufgrund des starken Preisverfalls seit einem Jahr hohe Verluste, die auch die Mutter wiederholt in die roten Zahlen gedrückt haben. Am Mittag büßte die Infineon-Aktie in einem knapp behaupteten Markt 0,63 Prozent auf 6,27 Euro ein. Centrosolar verloren 0,42 Prozent auf 9,44 Euro.

An dem Gemeinschaftsunternehmen wird Qimonda mit 51 Prozent die Mehrheit halten. Die Anfangsinvestition beträgt 70 Millionen Euro, die zu großen Teilen über Kredite finanziert wird. Der Bau des Werks soll im Sommer beginnen. In der zweiten Jahreshälfte 2009 soll die Fertigung am Standort im portugiesischen Vila do Conde starten. Gleich nebenan betreibt Qimonda bereits eine Speicherchip-Fabrik.

Die Produktion von Solarzellen und Speicherchips ist technisch sehr ähnlich. Grundstoff ist in beiden Fällen Silizium. Bei den Speicherchips sind allerdings mehr Arbeitsschritte bis zum fertigen Produkt erforderlich. Auch die Entwicklung ist aufwendiger. Entsprechend höher sind die Gesamtkosten. Ein neues Werk kostet schnell einen Milliardenbetrag. Im Bezug auf den Bau des Solarzellen-Werks sprach Qimonda-Chef Loh von einem "günstigen Kapitaleinsatz".

"Centrosolar ist am Markt etabliert", begründete ein Qimonda-Sprecher die Wahl des Partners; das Unternehmen verfüge über einen guten Vertrieb. "Wir dagegen haben den Zugang zum Silizium und besitzen das nötige Know How für die Fertigung." Bislang stellt Centrosolar keine eigenen Solarzellen her, sondern kauft fremde zu, um sie in Module zu verbauen. Ein Viertel seines eigenen Bedarfs will das Unternehmen demnächst aus der Gemeinschaftsproduktion decken.

150 Mitarbeiter in Portugal sollen jährlich bis zu 30 Millionen Solarzellen herstellen. "Wenn die Produktion ab 2010 voll hochgelaufen ist, erwarten wir einen Umsatz von 200 Millionen Euro", sagte der Qimonda-Sprecher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Für Qimonda wäre dies ein kräftiger Zugewinn. Von Januar bis März war der Umsatz ob des Preisverfalls auf 412 Millionen Euro zusammenschmolzen; unterm Strich stand ein Verlust von 482 Millionen Euro.

Qimonda hat zum Jahresanfang schon einmal versucht, durch den Vorstoß auf einen neuen Markt den Preisrutsch im Kerngeschäft abzufedern. Die Partnerschaft mit dem taiwanischen Wettbewerber Macronix bei der Entwicklung von Flash-Speicher, wie er etwa in Digitalkameras eingesetzt wird, beendete das Unternehmen jedoch nach nur vier Monaten. Nun hat sich Qimonda dem japanischen Wettbewerber Elpida zugewandt. Die beiden wollen gemeinsam Speicherchips entwickeln.

Auch ein Einstieg von Elpida bei Qimonda ist nicht ausgeschlossen. Infineon sucht sein Monaten einen Käufer für den 77,5-Prozent-Anteil an der Tochter. Bis Anfang kommenden Jahres will der Konzern die Mehrheit abgetreten haben. Zur Not sollen die Anteile an die eigenen Aktionäre verschenkt werden.