Prozess Prozess: Doppelsieg für Porsche-Chef Wiedeking
Ludwigsburg/dpa. - Porsche-Chef Wendelin Wiedking hat innerhalbvon zwei Tagen einen Doppelsieg eingefahren. Einen Tag nach dem Ausfür das VW-Gesetz triumphierte der Lenker des Sportwagenbauers amMittwoch auch vor dem Ludwigsburger Arbeitsgericht: Der Antrag aufeine einstweilige Verfügung des VW-Betriebsrates gegen den Eintragder neuen Porsche Holding ins Handelsregister wurde abgeschmettert.Damit ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis dererfolgsverwöhnte Top-Manager seine Vision von einem Großkonzernverwirklichen die vollständige Übernahme des Wolfsburger Autokonzernsverkünden wird.
Was zwischen den Autobauern VW und Porsche erst nach einer zweiten«Ehe im Himmel» aussah, hatte in den vergangenen Wochen die Zügeeines Scheidungskriegs angenommen: Es wurde um Macht, Aufmerksamkeitund Mitbestimmung gerungen. In der Sache ging es um die Konstruktioneines künftigen Porsche/VW-Großkonzerns. Dabei gilt die Automobil-Holding SE als ein Herzstück, da in ihr die VW-Anteile bei einermehrheitlichen Übernahme des Autokonzerns sowie auch mögliche weitereTochtergesellschaften gebündelt werden sollen.
Im Aufsichtsrat des Gremiums nach Europäischem Recht, in dem nachdem Willen von Wiedeking auch die Porsche AG künftig geführt wird,sollen gleichberechtigt je drei Arbeitnehmervertreter von Porsche undVW sitzen. Dagegen war der Wolfsburger Betriebsrat Sturm gelaufen.Diese Vereinbarung gehe zu Lasten der VW-Belegschaft. Künftig hättendie Stimmen der 12 000 Porsche-Mitarbeiter genau so viel Gewicht wiedie der 324 000 VW-Beschäftigten, monierten die Kläger.
Im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des LudwigsburgerArbeitsgerichts hatten sich die Betriebsratschefs von VW und Porsche,Bernd Osterloh und Uwe Hück, vor Prozessbeginn zwar noch demonstrativdie Hand gegeben und waren danach für mehrere Minuten zusammen vordie Tür gegangen. Danach war es aber mit den Gemeinsamkeiten zwischenden beiden Streithähnen, die mit ihrer Halbglatze und denmillimeterkurzen Haaren fast wie Brüder aussehen, vorbei.
Beide Seiten beharrten in der mündlichen Verhandlung vehement aufihren Positionen, so dass der Vorsitzende Richter nach etwas mehr alseinstündigem Schlagabtausch den mangelnden Willen zur Einigkeitfeststellte. Eine Annäherung gab es auch nach derGerichtsentscheidung zwischen Niedersachsen und Schwaben nicht. Nachder Ankündigung von Osterloh, trotz der Niederlage vor Gericht weiterfür mehr Einfluss der VW-Beschäftigten zu kämpfen und Beschwerdegegen den Beschluss einzulegen, werden die Juristen beider Autobauererneut in Stellung gehen.
Versöhnlich gab sich derweil der wortgewaltige Porsche-Betriebsratschef Hück: «Der Osterloh wird jetzt nicht angezählt, weilder Osterloh ein Freund von mir ist», verkündete der passionierteTai-Boxer in seiner gewohnt blumigen Sprache. Ein erneutes Sparringmit seinem Gegenspieler wird in dem Konflikt jedoch kaum vermeidbarsein.