Pro & Kontra Pro & Kontra: Leerverkauf-Verbot: Luftnummer oder Spekulantenzähmung?
Berlin/dpa. - Der drastische Schritt hat eingeteiltes Echo ausgelöst. Was spricht dafür und was dagegen:
PRO: Für Kritiker sind sie schlicht «Massenvernichtungswaffen» oder«Brandbeschleuniger». Grundsätzlich sei es ja okay, auf fallende
Kurse zu wetten. Bei ungedeckten Leerverkäufen aber handeltenInvestoren mit Papieren, die sie sich noch nicht einmal geliehenhaben. Das geht, weil eine Lieferpflicht für Aktien meist erst nachTagen besteht. So könnten die Zocker ohne viel eigenes Geld Kurse inden Keller schicken.
Schäuble findet, das sei ein bisschen so wie beim Fußball-Wettskandal - wenn Akteure versuchten, den Ausgang des Matches zumanipulieren, müssten die Spielregeln eben verschärft werden. SolcheAuswüchse hätten das Vertrauen in die Finanzmärkte erschüttert.Spekulanten hätten gegen Euro-Länder gewettet - und die Turbulenzender Währung deshalb «noch einmal eine neue Dimension erreicht».
Ifo-Chef Hans-Werner Sinn findet es gut, dass Investorenausgebremst werden, die gezielt und ohne großen Kapitaleinsatz ihreMarktmacht nutzen, um Kurse nach unten zu drücken. «Wann immerGewinne aus Marktmacht resultieren, sind sie ein Zeichen fürMarktfehler. Ein Verbot ist ein Vorteil für die Volkswirtschaft.»
KONTRA: Börsenprofis werfen der Regierung vor, die Bürger hintersLicht zu führen. Die Politiker wollten vom eigenen Versagen und derdramatischen Verschuldung einiger Euro-Länder ablenken. Die Schuldsolle ominösen Spekulanten in die Schuhe geschoben werden.
Die Regierung selbst räumt ein, dass die Schieflage an den Märktenund der Kurschrutsch des Euro nur möglich war, weil Griechenland,Spanien oder Portugal jahrelang auf Pump lebten und so fürSpekulationen erst anfällig wurden.
Experten schütteln den Kopf, dass Schäuble in Europa alleinvorgeprescht ist und auch nur einen kleinen Teil dieser riskantenGeschäfte verbietet.
Der Großteil von Spekulationsgeschäften mit Währungsproduktenfinde gar nicht an den deutschen Börsen statt, sondern direktzwischen Banken und Investoren. Die Finanzaufsicht BaFin könne dasalles unmöglich prüfen.
Clevere Investoren würden jetzt einfach einen Bogen um deutscheMarktplätze machen und noch mehr Leerverkäufe in London, New Yorkoder Schanghai einfädeln.