Private Geldgeber Private Geldgeber: Stiftungen im Osten wenig verbreitet
Hamburg/MZ. - Angesichts immer knapper werdender öffentlicherKassen wächst die Bedeutung privater Geldgeber."Seit 2000 kann man als Stifter steuerlicherheblich mehr Geld absetzen, und seitdemgibt es einen regelrechten Stiftungsboom",sagt Ulrich Brömmling vom Bundesverband DeutscherStiftungen (BDS).
Zu den größten deutschen Stiftungen zählendie Robert Bosch Stiftung, die VolkswagenStiftung, die Hertie-Stiftung sowie die BertelsmannStiftung. Gutes tun und darüber reden, umdas eigene Image zu verbessern - diese Strategiesteckt oftmals hinter dem finanziellen Engagementvon Industrieunternehmen, Kreditinstitutenund Versicherungen.
"Wer seine wissenschaftliche Arbeit mit unsererFörderung durchführen konnte, muss bei derPublikation auch auf uns als Stifter hinweisen.Das ist schon eine kleine Werbung für uns",sagt Ilona Klein von der Herbert Quandt-Stiftungder Varta AG. 1971 gründete der ehemaligeBesitzer des Batterie-Konzerns die Stiftung,und seitdem werden jährlich 40000 Euro fürnaturwissenschaftliche Arbeiten und Promotionenzur Verfügung gestellt. "Es könnten durchausmehr qualifizierte Anfragen kommen. Vielleichtscheuen junge Wissenschaftler, Stiftungsmittelzu beantragen", vermutet Klein. "Wir entlassenden Staat nicht aus seiner Pflicht, Kunstund Kultur zu fördern. Wir können nur Geldfür besondere Projekte geben", sagt die Geschäftsführerinder niedersächsischen Sparkassenstiftung,Sabine Schormann.
Mit einemStiftungskapital von 22Millionen Euro gehörtsie zu den größten Kulturstiftungen Norddeutschlands.Jedes Jahr werden 2,5 Millionen Euro für dieFörderung von Musik, Denkmalpflege, bildendeKunst und Museen ausgegeben. Aus Verantwortungfür die Kultur, so heißt es - dass Sparkassenin ihrer Funktion als edler Spender von denBeschenkten in den Medien und bei Veranstaltungenimmer wieder ausführlich gelobt werden, dürfteFrau Schormann nicht missfallen.
In Ostdeutschland spielen Stiftungen einewesentlich geringere Rolle als im Westen.Nach den neuesten BDS-Zahlen gibt es in Sachsen-Anhalt167 Stiftungen, ihr prozentualer Anteil bezogenauf die Einwohnerzahl ist nur halb so großwie in den meisten westdeutschen Bundesländern.116 von ihnen geben Gelder für soziale Zwecke,43für Kunst und Kultur, 29 für Bildung undErziehung, 26 für Wissenschft und Forschungund elf für Umweltschutz - viele heimischeStiftungen fördern mehrere Zwecke gleichzeitig.Auffallend auch, dass Stiftungen im Ostendeutlich seltener vertreten sind, je höherdie Summe des zur Verfügung gestellten Geldeswird.
Durch das im Jahr 2000 verabschiedete Stiftungsrechtkönnen laut Brömmling Stifter innerhalb vonzehn Jahren nach der Gründung insgesamt 307000Eurosteuerlich geltend machen. Dazu kommen mehrals 20000 Euro, die jährlich abgesetzt werdenkönnen.