Pressestimmen zum Tibet-Aufstand
Über die Unruhen in Tibet schreibt die konservative britische Zeitung «The Times»:
«Der Konflikt in Tibet hat bereits zahlreiche Menschenleben gekostet und es können noch mehr werden. Doch die Notwendigkeit, die Olympischen Spiele zu retten, hat Peking bereits zu mehr Zurückhaltung veranlasst, als es gewollt hätte. Noch ist es nicht zu spät, einen Gewalteinsatz wie 1989 zu vermeiden. Alle westlichen Regierungen, nicht nur die britische, müssen klar und deutlich sagen, dass es der Dalai Lama ist, der eine moralische Autorität über die Zukunft Tibets hat, und nicht Peking - und dass die Olympischen Spiele auf dem Spiel stehen, wenn China dies nicht akzeptiert.»
Die römische Tageszeitung «La Repubblica» schreibt zur Eiszeit zwischen dem Vatikan und China:
«Keine Toleranz für Kriminelle. Kurz und bündig ist die Antwort der chinesischen Regierung auf den Aufruf von Papst Benedikt XVI. zur ?Toleranz? in Tibet ausgefallen. Das zeigt die Grenzen des Dialogs auf, der zwischen den Spitzen des chinesischen Regimes und der katholischen Kirche im Gange ist. So erklärt sich im Nachhinein die von vielen Seiten kritisierte Vorsicht, mit der sich der Papst zu der Tragödie in Tibet geäußert hat. (...). Bedeutsam ist dabei der Ton, in dem die chinesische Regierung dies vorbringt. Sollte die katholische Kirche sich der Illusion hingegeben haben, sich mit einem Schweigen zu Tibet eine Vorzugsbehandlung erkaufen zu können, dann hat sie sich mit aller Wahrscheinlichkeit doch verkalkuliert.»
Die konservative norwegische Tageszeitung «Aftenposten» (Oslo) kritisert, China agiere wie ein klassisches autoritäres Regime:
«China hat sich gegenüber den protestierenden Tibetern für eine harte Linie entschieden. Die Meldungen aus Lhasa und anderen Städten deuten darauf hin, dass die Führung in Peking eine Großoffensive gegen alle in Gang gesetzt hat, die sich gegen die chinesische Herrschaft zur Wehr gesetzt haben oder das noch tun könnten. Den leider dürren und sporadischen Meldungen zufolge macht China genau das, was autoritäre und verunsicherte Regimes meistens tun. Man versucht, das eigentliche Geschehen zu verschleiern, indem man ausländische Medien behindert und potenziellen Augenzeugen die Einreise verbietet. (...) Es gibt allen Grund, beim Vorgehen der Chinesen in Tibet möglichst genau hinzusehen. Bis zu den Olympischen Spielen im August in Peking sollten alle Reaktionsmöglichkeiten offen gehalten werden. (...) Aber die allgemeine Aufmerksamkeit darf sich nicht nur auf diese Frage konzentrieren. Viel wichtiger ist, dass Peking jetzt in Tibet auf eine akzeptable Weise und entsprechend international geltender Normen agiert.»