Postbank Postbank: Zumwinkel sackt Milliarden-Erlös allein ein
Bonn/dpa. - Die neue Postbank-Aktie spült dem MutterkonzernDeutsche Post rund 2,6 Milliarden Euro in die Kasse. DerAlteigentümer Bund, der die damals noch verschlafene Bank vor fünfJahren an die Post verscherbelte, und Geld jetzt gut brauchen könnte,sieht keinen Cent. Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel darf sich dieHände reiben. Der Erlös gibt ihm Manövrierraum für seine strategischeExpansionsstrategie: Das frühere Staatsunternehmen soll bis 2005 derführende Logistik-Konzern der Welt werden.
Es gehört zu den Merkwürdigkeiten dieses Börsengangs, dass derklamme Bund gänzlich leer ausgeht. Er hatte die Postbank Anfang 1999laut Zumwinkel für umgerechnet rund 2,2 Milliarden Euro an dieDeutsche Post verkauft. Seither gehörte sie zu 100 Prozent der Post.Postbank-Vorstandschef Wulf von Schimmelmann, ein Zumwinkel-Vertrauter, brachte das Geldinstitut in den vergangenen Jahren aufVordermann. Und Zumwinkel konnte sich jetzt beim Börsendebüt beieinem auf 4,7 Milliarden Euro gestiegenen Gesamtwert der Bank(Börsenbewertung) über eine Wertsteigerung von satten 2,5 MilliardenEuro freuen.
Eine Sonderausschüttung an den Bund hat Zumwinkel ausdrücklichausgeschlossen. Finanzminister Hans Eichel (SPD) wird daher nur dannindirekt profitieren, wenn durch die Marktbewertung der Postbank auchdie Post-Aktien an Wert zulegen und er dann weitere Anteile auf denMarkt bringt. Dies soll in den nächsten beiden Jahren auch geschehen.Der Bund ist nach wie vor mit rund 62,2 Prozent (davon sind 42,2Prozent bei der staatseigenen KfW-Gruppe geparkt) Mehrheitseigner derPost.
Zumwinkel hat immer wieder zu verstehen gegeben, dass die Post denBörsengang aus finanziellen Gründen selbst nicht unbedingt nötighabe. Das Unternehmen ist gesund und wird - anders als die SchwesterTelekom - nicht von einem riesigen Schuldenberg bedrückt. Mit einemTeil der Einnahmen aus der Postbank-Börseneinführung will Zumwinkeldie relativ niedrige Netto-Verschuldung von 1,43 Milliarden Euro(Stand 31. März 2004) verringern. Damit will er auch eineHöherstufung bei den führenden Rating-Agenturen erreichen.
Mit dem Erlös will Zumwinkel weltweit vor allem weiter auch dieExpansion des «Gelben Riesen» finanzieren. Die Aktivitäten erstreckensich bereits auf 220 Länder - bis praktisch in den letzten Winkel desGlobus. Ende 2003 gehörten zum Bonner Konzern bereits 683 Unternehmenund Gesellschaften, davon 569 im Ausland. Global erwirtschaftet diePost im Logistikgeschäft unter der Konzernmarke DHL (rund 170 000Mitarbeiter) bereits Milliarden und fast die Hälfte ihresGesamtumsatzes.
Und Zumwinkel ist weiter auf der Suche nach Zukäufen. In Europa,wo (ohne Deutschland) bereits 75 000 Mitarbeiter für die Post undihre Unternehmen arbeiten, will er die bereits führende Infrastrukturausbauen. Auch für die weitere Liberalisierung des Briefmarkts willer die Post in eine gute Position bringen. Dazu schielt er aufmögliche Übernahmen bei nationalen Postunternehmen.
In den USA hat Zumwinkel bereits kräftig investiert. Der Erwerbvon Airborne kostete rund eine Milliarde Euro. Die Post rückte damitzur Nummer drei auf dem US-amerikanischen Expressmarkt auf. Inamerikanischen Ländern erzielte die Post 2003 mit rund 40 000Mitarbeitern rund 4,5 Milliarden Euro Umsatz. Auch in derWachstumsregion Asien/Pazifik will die Post weiter Gas geben. Dortsind bereits 20 000 Beschäftigte im Einsatz. In China rückte die Postmit ihrem Anteil an Sinotrans in eine dominante Position und istdabei, ein Inlandsnetz aufzubauen.
Auch nach dem Börsengang bleibt die Post als Mehrheitseigner derHerr ihrer Banktochter. Ebenso wie der Bund profitiert auch diePostbank finanziell direkt nicht von der Börseneinführung. EineKapitalerhöhung war mit der Aktienplatzierung nicht verbunden. Dasflorierende Institut habe zur Zeit auch keinen Kapitalbedarf,erklärte Schimmelmann.