Porträt Porträt: Tarek Al-Wazir
Wiesbaden/dpa. - Wenn jemand im Landtag oder in Diskussionsrunden Ministerpräsident Roland Koch (CDU) entgegentreten muss, schicken die Grünen den 38-jährigen Offenbacher mit dem scharfen Verstand und der nicht minder scharfen Zunge vor. Längst hat der Sohn einer deutschen Mutter und eines jemenitischen Vaters sich über die Landesgrenzen hinaus profiliert. 2008 war er für den Bundesvorsitz der Grünen im Gespräch.
Doch Al-Wazir winkte ab; schließlich schien sich in Hessen eine rot-grüne Regierungsübernahme anzubahnen. Das zweimalige Scheitern von SPD-Chefin Andrea Ypsilanti an der eigenen Partei verfolgte er fassungslos und wunderte sich über die «Unprofessionalität» der Genossen. Im anschließenden Landtagswahlkampf achtete er mehr denn je darauf, die Grünen als eigenständigen Faktor im Parteiengefüge zu präsentieren. In den Streitrunden der Spitzenkandidaten wirkte er im Vergleich zu SPD-Mann Thorsten Schäfer-Gümbel als der agilere und angriffslustigere Gegenspieler Kochs.
Wenn Al-Wazir sich auch eine Zusammenarbeit mit Koch nicht vorstellen kann, so teilt er doch manches mit dem CDU-Politiker: seine rhetorische Begabung, sarkastische Ader und Treue zu seiner Heimatstadt. Al-Wazir fühlt sich nach eigenen Worten als «Offenbacher Bub», als Hobby nennt er «Joggen durch Offenbach», als bevorzugten Fußballverein die Offenbacher Kickers. Im Jemen, wohin er mit 14 reiste, hielt er es nur zwei Jahre aus: «Ich fühlte mich wie auf dem Mars», vertraute er einer Zeitung an. Immerhin lernte er auf der Deutschen Schule in Sanaa seine heutige Frau kennen, mit der er zwei Kinder hat - und selbstverständlich in Offenbach lebt.