Porträt: «Mister 10 Prozent» Asif Ali Zardari
Neu Delhi/Islamabad/dpa. - Mit Asif Ali Zardari, dem Witwer der ermordeten früheren Regierungschefin Benazir Bhutto, strebt einer der umstrittensten Politiker Pakistans in das Präsidentenamt.
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Wahlversammlung den 52-Jährigen am 6. September zum neuen Staatsoberhaupt und damit zum Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Pervez Musharraf kürt. In der Bevölkerung jedoch löste seine Kandidatur Unbehagen aus.
Seit Zardari, jetzt der starke Mann an der Spitze der Pakistanischen Volkspartei (PPP), Ende der 80er Jahre im Schlepptau seiner Frau die politische Bühne betrat, sorgte er vor allem für Negativschlagzeilen. Die Anschuldigungen gegen ihn reichen von Korruption und Geldwäsche bis zu Erpressung und Mord. Seine Gegner sind überzeugt, dass er aufgrund zahlreicher Gerichtsverfahren und Gefängnisaufenthalte als ernstzunehmender politischer Führer nicht tragbar sei.
Erstmals musste der Lebemann 1990 hinter Gitter. Kurz zuvor war Benazir Bhutto, die bis dahin ihre Hand schützend über ihn gehalten hatte, als Premierministerin entmachtet worden. Zardari wurde vorgeworfen, einen Geschäftspartner zur Herausgabe einer hohen Geldsumme gezwungen zu haben. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, soll er dem Opfer eine Bombe ans Bein gebunden haben.
Zwischen 1993 und 1996 besetzte Zardari einflussreiche Posten in der neuen Regierung seiner Frau - unter anderem war er Minister für öffentliche Ausgaben. Da er jedoch vor allem in die eigene Tasche investierte, wurde er vom Volk bald nur noch «Mister 10 Prozent» genannt. In dieser Zeit soll Zardari für seine Familie erhebliche Geldbeträge auf ausländische Konten geschleust haben.
Besonders schwer wiegen die Vorwürfe von Zardaris Nichte. Die eloquente Fatima Bhutto macht ihn für den Tod ihres Vaters Murtaza Bhutto verantwortlich. Der ältere Bruder Benazirs war 1996 in Karachi auf offener Straße erschossen worden. Zuvor, so berichtete Fatima Bhutto in einem Interview, habe es häufig Streit zwischen ihrem Vater und Zardari gegeben. Zardari, so der Vorwurf, habe die linke PPP zu einer «Gelddruckmaschine für die Volkspartei-Führung» umgebaut.
Wenige Wochen nach den tödlichen Schüssen von Karachi verlor Benazir Bhutto die Macht und Zardari wanderte erneut ins Gefängnis. Erst 2004 wurde er entlassen und folgte der Familie ins Exil nach Dubai. Rechtskräftig verurteilt wurde Zardari allerdings nie.
Nach dem gewaltsamen Tod Benazir Bhuttos im Dezember vergangenen Jahres rückte der an Diabetes und Rückenbeschwerden leidende Zardari in die erste Reihe der PPP. Zwar überließ er dem 19-jährigen Sohn Bilawal die Parteispitze. Dennoch hält er als geschäftsführender Vorsitzender die Fäden der Macht fest in der Hand.
Bei den Parlamentswahlen im Februar, die die PPP haushoch gewann, durfte Zardari aufgrund laufender Ermittlungsverfahren noch nicht antreten. Inzwischen allerdings sind die Anschuldigungen offiziell vom Tisch - und der Weg frei für die Wahl zum Präsidenten. Dass jedoch mit «Mister 10 Prozent» an der Staatsspitze politische Stabilität nach Pakistan zurückkehrt, wird von Beobachtern bezweifelt.