Porträt: Michael Naumann führte SPD aus Krise
Hamburg/dpa. - Er hat bis zur letzten Minute gekämpft. Am Wahltag gab der Hamburger SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann schon um 8.00 Uhr in der Früh seine Stimme ab, um anschließend noch auf dem Fischmarkt Wahlkampf zu machen.
Am Ende hat es für den 66-Jährigen doch nicht gereicht. Der Ex-Kulturstaatsminister der Regierung Gerhard Schröder (1998-2000) und beurlaubte Herausgeber der Wochenzeitung «Die Zeit» hatte die Spitzenkandidatur für die Hamburger SPD auf dem Höhepunkt einer parteiininternen Krise im März 2007 übernommen.
Am Anfang musste der Journalist Häme einstecken, er warf Zahlen durcheinander und wurde als «Kaffeehauspolitiker» und Schöngeist bezeichnet. Doch er erwies sich als lernfähig und wurde zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Mit seinen roten Wahlkampfgolf tourte Naumann 11 000 Kilometer durch Hamburg und impfte der SPD neuen Optimismus ein.
Der frühere Verlagsmanager und habilitierte Wissenschaftler verglich seinen Einsatz mit einem Marathonlauf. Binnen Monaten erwarb er sich durch rund tausend Auftritte in Schulen und auf der Straße einen Bekanntheitsgrad von 90 Prozent. Selbst vom politischen Gegner bekam er Respekt für sein hanseatisch-faires Auftreten.
Privat beschäftigt sich Naumann gern mit Anspruchsvollem: Sein bevorzugter Lesestoff sind die alten Philosophen, aber auch Romane und Biografien. Befreundet ist er unter anderem mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass. Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) gab ihm «gute Ratschläge» und warb in Zeitungsanzeigen für ihn mit dem Slogan «Michael Naumann - der Mann meines Vertrauens».