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Porträt Porträt: Gewerkschaftschef Manfred Schell

19.07.2007, 11:49

Frankfurt/Main/dpa. - Bei seiner Forderung nach einen Spartentarifvertrag lässt Schell auch gerne mal die Muskeln spielen, wie die Warnstreiks nun zeigen. Dabei hat der passionierte Pfeifenraucher nicht nur die Deutsche Bahn AG als Gegner, sondern muss sich auch gegen die konkurrierenden Gewerkschaften Transnet und GDBA durchsetzen.

Während die beiden anderen Gewerkschaften als Tarifgemeinschaft zusammen auftreten, steht die schon 1865 gegründete GDL alleine da. Das große Faustpfand von Schell: Auch die Lokführer allein können mit Arbeitskämpfen den Bahnverkehr zum Erliegen bringen. Damit sind sie in einer ähnlichen Position wie die Piloten oder Fluglotsen, die ebenfalls eigene Gewerkschaften und Tarifverträge durchgesetzt haben.

Doch einen Vergleich mit den Piloten lässt Schell nicht gelten. Schließlich bekomme ein Lokführer nur rund 1500 Euro netto im Monat. «Das ist völlig unangemessen für die verantwortungsvolle Arbeit des Fahrpersonals», sagt Schell. Und den anderen Bahngewerkschaften spricht er das Recht ab, auch für die 34 000 Mitglieder der GDL Tarifverträge abschließen zu können.

Nach einer Lehre als Maschinenschlosser Ende der 50er Jahre und der Tätigkeit als Schlosser und Heizer bei der Bahn wurde der gebürtige Aachener schon bald «mit Leib und Seele» Lokführer. 1970 trat er in die GDL ein, wo er eine hauptamtliche Laufbahn begann. 1974 übernahm der die Leitung der Hauptgeschäftsstelle Frankfurt, 1989 wurde er zum Bundesvorsitzenden gewählt. Auch in der Politik war das CDU-Mitglied Schell aktiv. Von 1993 bis 1994 saß er im Bundestag. Für den GDL-Chef, der im Mai 2008 abtreten wird, ist die Auseinandersetzung mit der Bahn wohl sein letzter großer Kampf.