Porträt: Gesine Schwan
Berlin/dpa. - Im Jahr 2004 war Gesine Schwan Horst Köhler bei der Bundespräsidentenwahl erwartungsgemäß unterlegen. Doch schon damals erzielte die gebürtige Berlinerin einen Achtungserfolg: Sie holte mindestens zehn Stimmen aus dem Lager von Union und FDP in der Bundesversammlung.
Für den zweiten Anlauf rechnet sich die gerade 65 Jahre alt gewordene Professorin angesichts unklarer Mehrheitsverhältnisse bessere Chancen aus, auch tatsächlich gewählt zu werden.
Die Tochter eines Oberschulrats stammt aus einem sozial engagierten Elternhaus, das in der NS-Zeit zu Widerstandskreisen gehörte und im Krieg ein jüdisches Mädchen versteckte. Nach dem Studium von Philosophie und Politik lehrte sie ab 1977 als Professorin an der Freien Universität in Berlin über die Theorien von Sozialismus und Marxismus. Beeinflusst durch die Studentenbewegung wurde sie 1970 SPD-Mitglied, wo die bekennende Katholikin und Antikommunistin mehrfach in schwere Konflikte mit der Partei geriet. Wegen ihres Eintretens für den NATO-Doppelbeschluss wurde Schwan nach einer Empfehlung von Willy Brandt 1984 aus der SPD-Grundwerte- Kommission abgewählt und erst 1996 dort wieder aufgenommen. Anders als ihr erster Mann, der 1989 gestorbene Politologe Alexander Schwan, blieb sie aber in der SPD.
1999 wurde die zweifache Mutter, die als Hobbys Theater, Musik und Skilaufen angibt, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Dieses Amt muss sie jetzt wegen Erreichens der Altersgrenze aufgeben. Das unter der rot-grünen Regierung angetretene Amt der Koordinatorin für die deutsch-polnischen Beziehungen führt Gesine Schwan, die auch fließend Polnisch spricht, bis heute weiter. Seit 2004 ist sie verheiratet mit Peter Eigen, dem Gründer der Anti- Korruptions-Organisation Transparency International.