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Porträt Porträt: Ex-Terrorist Christian Klar

05.05.2007, 15:09

Karlsruhe/dpa. - Bei der Rosa-Luxemberg-Konferenz im Januar ließ der frühere RAF-Terrorist eine antikapitalistische Botschaft verlesen, und als die Medien darüber berichteten, geißelte er sie als «Meinungsblockwarte».

Am 3. Januar 2009 läuft die auf 26 Jahre festgesetzte Mindesthaft des einstigen Top-Terroristen der zweiten Generation der «Roten Armee Fraktion» (RAF) aus. Den Eindruck, ideologisch festgefahren zu sein, erweckte Klar schon früher - sei es im Fernseh-Interview mit Günter Gaus 2001, sei es im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» 1997. Dort sagte er aber auch, dass die RAF inzwischen Geschichte sei: «An die Wiederbelebung einer Strategie des bewaffneten Kampfes denke ich nicht.»

So lautete auch das Fazit des Gutachters Helmut Kury: Spätestens mit der Auflösung der RAF im Jahr 1998 sei für Leute wie Klar die Grundlage entfallen, die sie einstmals zu terroristischen Verbrechern werden ließ. Keiner der Entlassenen ist bisher rückfällig geworden.

Andererseits fällt es Klar schwer - wie anderen inzwischen entlassenen Ex-Terroristen auch -, die damalige Ideologie einfach wegzuwerfen. In seiner Zelle liest er stapelweise Bücher aus «roten» Buchläden. Er wolle den «Aufbruch, den auch eben die RAF dargestellt hat», weitertragen. «Ich fühle mich verantwortlich, da nichts zuzuschütten oder zu denunzieren», sagte er im Gaus-Interview.

Den ersten Schritt zur Radikalisierung unternahm der in Freiburg geborene Sohn einer Physiklehrerin und eines Vizepräsidenten des Oberschulamts Nordbaden 1974 mit der Besetzung des Büros von Amnesty International in Hamburg. Am 5. Januar 1977 schoss Klar am Schweizer Grenzübergang Riehen zum ersten Mal auf einen Polizisten. Er verfehlt ihn, doch mit seiner Skrupellosigkeit hatte er sich in die erste Reihe der RAF katapultiert.

Danach gab es bis zur Verhaftung im November 1982 kaum noch ein RAF-Attentat, an dem Klar nicht beteiligt ist: Die Morde an Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, der fehlgeschlagene Raketenwerferanschlag auf die Bundesanwaltschaft - immer war er an vorderster Front. Nach einem Banküberfall in Zürich flüchtete er wild um sich schießend, zerrte eine hilflose Frau aus dem Auto und schoss ihr aus zwei Metern Entfernung in die Brust. Sie überlebte mit Glück.