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Porträt: Erwin Huber steht vor einem Scherbenhaufen

Von Christoph Trost 28.09.2008, 20:34

München/dpa. - Jahrelang war er immer der Mann in der zweiten Reihe, dann kam für Erwin Huber endlich die große Chance. Im vergangenen Oktober wurde der heute 62-Jährige als Nachfolger Edmund Stoibers an die Spitze der CSU gewählt. Ein Jahr später steht er vor einem Scherbenhaufen.

Der Absturz bei der Landtagswahl am Sonntag und der Verlust der absoluten Mehrheit dürfte zu gewaltigem Druck auf den Parteivorsitzenden führen. Dabei sah es für Huber nach seinem Amtsantritt zunächst nicht schlecht aus. Nach monatelangen Querelen um Stoiber hatte er anfangs eine optimistische Partei im Rücken. «Gehen wir mit Mut und mit Gottvertrauen in die nächsten Jahre», hatte Huber nach dem Sieg über seinen Kontrahenten Horst Seehofer den Delegierten auf dem Münchner Parteitag zugerufen.

Danach lief es nicht mehr gut für Huber. Die Schlappe bei den Kommunalwahlen, das unrühmliche Aus für das CSU-Prestige-Projekt Transrapid, die Querelen um das Rauchverbot und das Milliarden- Debakel bei der bayerischen Landesbank - all dies hat Huber mächtig zugesetzt. Die CSU mit Huber an der Spitze habe in Berlin an Einfluss verloren, wurde zudem kritisiert. Aus einem Knecht werde eben kein Bauer mehr, lästerte die Opposition.

Bei den Kommunalwahlen im März fuhr die CSU das schlechteste Ergebnis seit 1966 ein - woraufhin in einer Art Panikreaktion das Rauchverbot aufgeweicht wurde. Noch einmal einen Monat später musste wegen explodierender Kosten der Transrapid «beerdigt» werden, ein Projekt, für das sich Huber als Wirtschaftsminister an der Seite Stoibers einst kräftig hatte feiern lassen. Zudem stand der CSU-Chef, der zugleich bayerischer Finanzminister und Verwaltungsrats-Vize bei der BayernLB ist, wegen seiner Informationspolitik zu den Belastungen der Bank aus der Finanzmarktkrise monatelang im Kreuzfeuer. In einem Untersuchungsausschuss musste er sich gegen Lügen-Vorwürfe wehren.

Die parteiinterne Kritik an Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein hatte vor einer Vorstandsklausur in Wildbad Kreuth Anfang April ihren Höhepunkt erreicht. Gerüchte von einer «Verschwörung» von Stoiber, Seehofer und Europaminister Markus Söder machten die Runde. Nur mühsam konnten beide die Wogen in Kreuth glätten. Im Mai schließlich landete Huber mit der Vorstellung seines 28-Milliarden- Euro-Steuerentlastungskonzepts einen viel beachteten Coup - biss mit seinem Vorpreschen in Sachen Pendlerpauschale aber bei der Schwesterpartei CDU und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Granit.

Huber - geboren am 26. Juli 1946 im niederbayerischen Reisbach - wuchs als jüngster, außerehelicher Sohn einer Kriegerwitwe auf dem Einsiedlerhof eines Onkels auf. 1978 kam er erstmals in den Landtag. 1988 berief CSU-Chef Franz Josef Strauß den forschen Mann von kleiner Statur zum Generalsekretär. 1994 ernannte ihn Stoiber zum Chef der Staatskanzlei. Gut ein Jahr später bekam der einstige Steuerinspektor den Finanzminister-Posten, den er auch auch seit Oktober 2007 wieder innehat. Von 1998 bis 2005 war er unter Stoiber Staatskanzleichef, anschließend leitete er bis vergangenes Jahr das Wirtschaftsressort.

2005 hatte Huber neben Beckstein schon einmal als ein Kronprinz Stoibers gegolten - bis der in letzter Minute doch noch einen Rückzieher machte und ein Ministeramt in Berlin ausschlug. Erst Anfang 2007 nutzen Huber und Beckstein dann die Gunst der Stunde - und griffen in Kreuth gemeinsam nach Stoibers Ämtern. Nach der Bundestagswahl 2009 wollte Huber, der verheiratet ist und einen Sohn und eine Tochter hat, ursprünglich gerne als Minister nach Berlin wechseln. Ein Motto Hubers lautet: «Ein Niederbayer kennt keine Furcht.»