Porträt Bob Dudley Porträt Bob Dudley: Der «Außenminister» von BP
Washington/London/dpa. - Zuletzt übernahm er Ende Juni das Ölpest-Krisenmanagement in den USA
Sein Chef Tony Hayward hatte im Verlauf der Katastrophe im Golfvon Mexiko schnell jegliches öffentliches Vertrauen verspielt, war inden USA regelrecht zu einer Hassfigur geworden. Dudleys Job wie sooft in seiner Karriere: den Schaden begrenzen. Das soll er nunMedienberichten zufolge nach einem Abgang Haywards als Vorstandscheffür ganz BP übernehmen, bevor das Unternehmen von der teuren undrufschädigenden Ölpest völlig in den Abgrund gezogen wird.
Auch als neuer BP-Chef dürfte seine erste Aufgabe bleiben, dieKrise endlich in den Griff zu bekommen - und das Image des Konzernsin den USA wieder zu reparieren. Im Vergleich zu Hayward hat er einendabei entscheidenden Vorteil: Dudley ist Amerikaner, wurde 1955 imNew Yorker Stadtteil Queens geboren und wuchs in Mississippi auf -genau in der Region, die jetzt von der Ölpest betroffen ist. SeinSüdstaatenakzent verschafft ihm hier zusätzliche Sympathien.
Dudley ist studierter Chemie-Ingenieur und ein richtiger Veterander Branche. 30 Jahre Erfahrung in der Industrie könnten ihm nunzu Gute kommen. Wer einmal mit ihm arbeitete, ist meist voll desLobes: «Wo auch immer ein Sturm tobt, er ist das Auge des Sturms, indem die Leute in Ruhe denken und analysieren dürfen, um zu einerEntscheidung zu kommen», sagte sein ehemaliger Geschäftspartner PeterNecarsulmer einmal der «New York Times».
Seine Karriere begann Dudley beim Ölkonzern Amoco, der zehn Jahrespäter von BP übernommen wurde. Seine turbulenteste Zeit bisherverbrachte er allerdings in Russland, wo er als Chef desrussisch-britischen Joint Ventures TNK-BP arbeitete.
Doch der Streit mit dem Oligarchen-Konsortium AAR wuchs sich zueinem politischen Machtkampf aus. 2008 verließ Dudley fluchtartigMoskau, weil ihm das Visum nicht verlängert wurde. Zeitweiseversuchte er, das Unternehmen aus dem Ausland zu lenken. Wenig spätergab es jedoch einen Wechsel an der Unternehmensspitze. «Man lernt inso einer schnellen, undurchsichtigen Umgebung, ruhig zu bleiben undsich rasch zu organisieren», kommentierte Dudley später den Vorfall.Eine Erfahrung, die ihm jetzt helfen sollte.
Eigentlich war er schon einmal Top-Kandidat für den BP-Chefposten,doch 2007 schnappte Hayward ihm die Position weg. Seit Februar 2009sitzt Dudley im Vorstand des Energieriesen und kümmert sich seitdemum die Geschäfte in Asien und - passenderweise - Amerika.