1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Porträt: Barbara Ludwig

Porträt: Barbara Ludwig

Von Erik Nebel 27.10.2007, 15:18

Chemnitz/dpa. - Auf der Suche nach neuen Köpfen für den SPD- Bundesvorstand ist Parteichef Kurt Beck in Chemnitz fündig geworden. Barbara Ludwig regiert dort als Oberbürgermeisterin die mit rund 244 000 Einwohnern drittgrößten Kommune der neuen Länder.

Ostdeutsch, weiblich und selbstbewusst - die zierliche Frau mit den meist strubbeligen Haaren könnte eine neue Hoffnungsträgerin für die SPD werden. Beck bat sie persönlich, für den Vorstand zu kandidieren. Den Sprung ins höchste SPD-Gremium schaffte sie auf dem Hamburger Bundesparteitag jedoch erst im zweiten Anlauf - dann allerdings mit dem besten Ergebnis aller Kandidaten.

«Ich bringe Erfahrungen mit, die für die SPD wichtig sind», sagt Ludwig. Als Kommunalpolitikerin kenne sie die Probleme der Menschen. Die 45-Jährige spricht von der Wende und dem massiven Umbau in ihrer sächsischen Industrieregion, der ohne die großen Subventionen wie in Leipzig oder Dresden geschafft werden musste. «Wir sind sehr weit gekommen, aber man sieht auch, dass bei uns noch viele Herausforderungen zu bewältigen sind.»

Ludwig, Mutter einer Tochter, ist gebürtige Chemnitzerin - in ihrem Pass steht Karl-Marx-Stadt, der Name, unter dem Chemnitz 37 Jahre lang existierte. Mit viel Selbstbewusstsein kämpft die Pädagogin für ihre Heimatstadt. Laut wird sie jedoch nie. Schon während ihrer Zeit als sächsische Wissenschaftsministerin verzichtete sie im politischen Dresden auf Showeffekte. Sie äußerte sich meist erst dann, wenn sie Ergebnisse präsentieren konnte.

Ludwig ist seit 1991 in der SPD und galt lange als Senkrechtstarterin in Sachsen: 1992 kam sie in den Landesvorstand, 1994 in den Landtag, wurde Parteivize. Diesen Posten verlor sie 1996 in einer Kampfabstimmung gegen die später als Landesvorsitzende glücklose Constanze Krehl, da die Partei Ludwigs Reformideen nach der enttäuschenden Landtagswahl nicht folgen wollte. Viele ihrer Vorschläge von damals würden jetzt umgesetzt, sagt die Politikerin heute über ihre bislang schmerzhafteste politische Niederlage.

1999 schaffte Ludwig erneut den Sprung in den Landtag und arbeitete als parlamentarische Fraktionsgeschäftsführerin, um 2001 als Dezernentin für Gesundheit, Soziales und Kultur nach Chemnitz zu wechseln. Von dort ging es dann 2004 wieder zurück nach Dresden. Ludwig wurde in der schwarz-roten Koalition Wissenschaftsministerin. Im Frühjahr vergangenen Jahres kandidierte sie dann überraschend für das Amt des Oberbürgermeisters in Chemnitz und gab nach ihrem Sieg im zweiten Wahlgang im Juni 2006 ihr Ministeramt auf.