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Porsche und Volkswagen Porsche und Volkswagen: Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört

Von Jan W. Brügelmann 23.10.2007, 18:26

Wolfsburg/MZ. - Frei nach Willy Brandt könnte es nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes heißen: Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört. Denn Porsche und Volkswagen sind auch das Produkt zweier eng miteinander verflochtenen Familien.

Als Adolf Hitler 1934 die Entwicklung eines "Volkswagens" zum Preis von 1 000 Reichsmark forderte, war ihm ein Exposé des österreichischen Konstrukteurs Ferdinand Porsche bekannt, der ein Auto mit einem luftgekühlten Drei-Zylinder-Dieselmotor bauen wollte. Die Privatvorführung eines Prototyps für den Diktator 1936 half Porsche, seinen Entwurf am Leben zu halten. Denn Firmen wie BMW und Auto Union wollten das Projekt loswerden, da der "Volkswagen" deutlich teurer zu werden drohte. Hitler, von Porsches Entwurf angetan, vergatterte eine Nazi-Organisation, die Deutsche Arbeitsfront, zur Umsetzung des Projektes.

Östlich der niedersächsischen Kleinstadt Fallersleben wurde ein Gelände ausgewählt für ein Volkswagenwerk, in dem bis 1,5 Millionen Autos jährlich entstehen sollten. Die für die Arbeiter gebaute Siedlung erhielt 1945 den Namen Wolfsburg. Mehr als 300 000 Interessenten zahlten insgesamt 78 Millionen Reichsmark für ihr Auto an - und sahen ihr Geld nie wieder. Denn nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die Belieferung des Militärs Vorrang. Werksleiter wurde 1941 ein gewisser Anton Piëch, ein Wiener Anwalt und Ehemann von Ferdinand Porsches Tochter Louise.

Die ersten Käfer

Kurz nach dem Krieg rollten die ersten Käfer vom Band, die Massenproduktion dieser rollenden Symbole des deutschen Wirtschaftswunders startete Anfang der 50er Jahre. "Er läuft und läuft und läuft . . ." lautete ein der ersten Werbeslogans - und keiner wird ihn vergessen, der selbst einmal einen Käfer gefahren hat. Die Techniker in Wolfsburg entwickelten das Modell konstant weiter: größere Heckfenster, 12-Volt-Elektrik, stärkere Motoren und mehr. Am 19. Januar 1978 lief in Emden der letzte in Deutschland produzierte Käfer vom Band. Insgesamt wurden 16 255 500 Exemplare gebaut.

Noch die Briten hatten 1948 Heinrich Nordhoff als VW-Chef eingesetzt. Nach Ferdinand Porsches Tod 1951 vereinbarte sein Sohn Ferry mit Nordhoff, dass pro Käfer fünf Mark Lizenzgebühr an die Porsches fließen. Mehr noch: Die Familien Porsche und Piëch erhielten das Exklusiv-Recht, VW-Produkte in Österreich zu vertreiben. Ferry kam so zu Geld und verfolgte sein Lieblingsprojekt: den Bau einer Sportwagenschmiede in Stuttgart.

8 000 Menschen arbeiten heute bei Porsche, die profitabelste Autofirma der Welt hat einen Marktwert von 14,4 Milliarden Euro. Und immer noch gehört sie nur acht Personen: vier Porsches und vier Piëchs. Einer der Piëchs trägt den Vornamen seines Großvaters. Ferdinand Piëch (70) gilt als der Drahtzieher des Porsche-Engagements bei Volkswagen. Sein Gesellenstück lieferte er einst mit der Entwicklung des Motors für den 911, den Klassiker unter den Porsches. Richtig Karriere machte Piëch allerdings bei Volkswagen. Zuerst 20 Jahre bei der VW-Tochter Audi, davon fünf als Vorstandschef, dann neun Jahre als VW-Chef und seit drei Jahren als Vorsitzender des VW-Aufsichtsrats.

Piëch gilt als harter Hund, ein Ruf, den er durchaus zu genießen weiß. Auch familienintern hat Piëch für Wirbel gesorgt. Nicht nur, dass er einst seinem Vetter Gerd Porsche die Frau ausspannte und später mit dem Kindermädchen durchbrannte, mit dem er heute noch verheiratet ist. Weil er zu seinen Porsche-Zeiten Millionen für seine Rennleidenschaft ausgab, verlangte die Familie von Ferry Porsche, den Draufgänger rauszuschmeißen.

Spieß umgedreht

Piëch drehte den Spieß um, indem er durchsetzte, dass nur noch Nicht-Familienmitglieder in der Porsche-Führung sitzen. Natürlich war es Ferdinand Piëch, der 1993 Wendelin Wiedeking als neuen Porsche-Chef durchsetzte. Ein wahrer Glücksgriff, denn auch dank Wiedeking zahlten die Porsches ihre VW-Beteiligung quasi aus der Portokasse.