Zypern Zypern: UN schalten sich in Verhandlungsmarathon ein

Nikosia/dpa. - Die beiden «Dinosaurier» der politischen Szene Zyperns, der 82-jährige Inselgrieche Glafkos Klerides und der 78-jährige InseltürkeRauf Denktasch, haben nun einige Tage Zeit, sich Gedanken über eineLösung zu machen, die zur Beilegung dieses seit 1963 schwelenden undnach Korea ältesten Konflikts der Welt führen könnte. Denn ab 1. Märzwird sich erstmals auch der Vertreter des UN-Generalsekretärs, Alvarode Soto, mit Kompromissvorschlägen zum Thema äußern.
Der peruanische UN-Diplomat war bei allen bisherigen Treffendabei. Er hat sich jedoch nur Notizen gemacht und Klerides undDenktasch Gelegenheit gelassen, ihre Vorstellungen über die Lösungder Zypernfrage mit allen Details auf den Tisch zu legen. DieVorstellungen weichen noch weit voneinander ab. Die Inseltürkenwünschen eine lose Konföderation zwischen zwei Staaten, bei der dieZentralregierung nur eine repräsentative Funktion haben soll. DieInselgriechen dagegen wollen eine Föderation zwischen zweiBundesstaaten mit einer handlungsfähigen Bundesregierung.
Genau hier will der UN-Sondervermittler de Soto nach dem 1. Märzansetzen. «Ich hoffe, dass die beiden Seiten mit einem neuen Geistund kompromissbereit an den Verhandlungstisch zurückkehren werden.Sie kennen jetzt die Ängste der jeweils anderen Seite», sagte de Sotoder zyprischen Nachrichtenagentur CNA.
De Soto wird im März von den Vereinten Nationen ausgearbeiteteLösungsvorschläge unterbreiten. Der «gordische Knoten» besteht darin,Wege zu finden, wie man zwei Volksgruppen mit verschiedener Sprache,Religion und Mentalität, die Jahrzehnte lang gegeneinander gekämpftund fast 28 Jahre lang getrennt gelebt haben, wieder zusammenbringt.
In dieser seiner schwierigen Aufgabe ist de Soto auf die Hilfe undden Druck der USA und der Europäischen Union (EU) angewiesen. DerSondergesandte des amerikanischen Präsidenten für die Zypernfrage,Thomas Weston, wird aus diesem Grund bis zum 1. März nach Athen undAnkara, aber auch nach Brüssel und Berlin reisen. Denn auch die EUkann im Fall Zypern eine wichtige Rolle spielen.
Diplomaten auf der Mittelmeerinsel äußerten sich am Dienstagzurückhaltend optimistisch. Alle am Konflikt Beteiligten Seiten sehennämlich in der EU ihre Zukunft. Zypern will bei der ersten Welle derEU-Erweiterung dabei sein. Ankara hofft auf einen baldigen Beginn vonEU-Beitrittsverhandlungen. Athen scheint die Streitigkeiten mit derTürkei in einem Dialog beilegen zu wollen, um sich ausschließlich denZielen der Integration in die EU-Strukturen und einem besserenLebensstandard zu widmen. «Die Gelegenheit ist einmalig. Man darf sienicht verpassen», sagen immer wieder westliche Diplomaten in Nikosia.