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Zypern Zypern: Griechische Bevölkerung lehnt Wiedervereinigung ab

24.04.2004, 16:05
Rauf Denktasch, der Führer der türkischen Zyprer, auf einer Pressekonferenz nach dem Referendum. (Foto: dpa)
Rauf Denktasch, der Führer der türkischen Zyprer, auf einer Pressekonferenz nach dem Referendum. (Foto: dpa) EPA

Nikosia/dpa. - Die EU-Außenminister wollen an diesem Montag in Luxemburg über das Vorgehen gegenüber dem weiterhin geteilten künftigen EU-Mitglied beraten. Bei den getrennten Volksabstimmungen am Samstag hatten die griechischen Zyprer zu 75,8 Prozent mit «Nein», die türkischen Zyprer dagegen zu 64,9 Prozent mit «Ja» gestimmt.

   Die Regierungen in Washington, London und Berlin bedauerten dieAblehnung der Wiedervereinigung durch die griechische Volksgruppe.UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte, das «Nein» beim Referendumbedeute, dass «eine einmalige und historische Chance ... vertan ist».Nach Ansicht von EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen ist großerpolitischer Schaden entstanden. «Es liegt jetzt ein Schatten über demBeitritt Zyperns», sagte er den ARD-«Tagesthemen». Die Türkeiforderte die EU zu einem Ende der «Politik der (politischen undökonomischen) Isolierung» der international nicht anerkanntenTürkischen Republik Nordzypern auf.

   Für einen Erfolg des Referendums wäre die Zustimmung beiderVolksgruppen nötig gewesen. Daher wird am 1. Mai faktisch nur dergriechische Landesteil der Europäische Union beitreten. Der Plan vonUN-Generalsekretär Annan sah die Schaffung einer Föderation zweierTeilstaaten nach dem Muster der Schweiz vor. Das seit 1960unabhängige Zypern ist seit 30 Jahren geteilt. Türkische Truppenhatten 1974 den Norden der Mittelmeerinsel besetzt, als griechischePutschisten den Anschluss Zyperns an Griechenland erzwingen wollten.Seither sind alle Bemühungen der UN um eine Wiedervereinigunggescheitert.

   Die Ablehnung der griechischen Zyprer richtete sich gegen denVerbleib türkischer Soldaten und Zuwanderer aus der Türkei unddagegen, dass sie nur ein begrenztes Recht zur Rückkehr in dentürkisch dominierten Norden haben sollten. Außerdem befürchteten sie,dass ihnen die Wiedervereinigung hohe Kosten auferlegen könnte.Erfolglos hatte die griechisch-zyprische Führung vor dem Referendumzusätzliche internationale Garantien für eine wortgetreue Umsetzungdes UN-Planes eingefordert.

   Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete dieMöglichkeiten für eine neue Initiative zur Lösung der Zypernfrage als«gering». Optimistisch äußerte er sich dagegen über eine möglicheBeilegung der Streitigkeiten zwischen Athen und Ankara überHoheitsrechte in der Ägäis. «Wir haben den Willen, unsereUnterschiede zu überbrücken», sagte Erdogan in einem Interview mitder Athener Zeitung «Eleftherotypia» (Sonntagausgabe).

   Der türkische Außenminister Abdullah Gül sagte nach dem klaren«Ja» der türkischen Zyprer, er sei sicher, dass die EU die«Ungerechtigkeit», die die türkische Seite bislang erfahren habe,beenden werde. Nordzypern dürfe nicht länger isoliert werden. Diegriechische Regierung versicherte, dass sie sich weiterhin um eineLösung der Zypernfrage bemühen werde. Athen respektiere aber dieEntscheidung der griechischen Zyprer, sagte RegierungssprecherTheodoros Roussopoulos.

   Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte in Berlin: «Es istenttäuschend, dass die Bürger im Süden der Insel die große Chance zurWiedervereinigung nicht genutzt haben.» Der britische AußenministerJack Straw zeigte sich bestürzt: «Wir werden die Wahl dergriechischen Zyprer respektieren. Aber ich hoffe, dass sie weiterdarüber nachdenken werden, ob diese Wahl die richtige für sie ist.»

   Der griechisch-zyprische Präsident Tassos Papadopoulos vertrat inNikosia die Ansicht, die Ablehnung des Annan-Planes sei «nicht dasEnde des Weges». Er versprach den im Norden lebenden türkischenZyprern, sie würden alle Vorteile und Hilfen aus dem EU-BeitrittZyperns erhalten, die ihnen zustünden.

Griechische Zyprer protestieren auf einer Demonstration in Nicosia gegen den von den Vereinten Nationen vorgeschlagenen Friedensplan für die Mittelmeerinsel. (Foto: dpa)
Griechische Zyprer protestieren auf einer Demonstration in Nicosia gegen den von den Vereinten Nationen vorgeschlagenen Friedensplan für die Mittelmeerinsel. (Foto: dpa)
EPA
Das zweigeteilte Zypern (Grafik: dpa)
Das zweigeteilte Zypern (Grafik: dpa)
dpa