Zwölf Jahre in der Nähe der Macht Zwölf Jahre in der Nähe der Macht: Lothar Herzog war Honeckers Koch mit Knarre
Halle (Saale)/MZ/STK. - Ganz oben, wo die Mächtigen der DDR abgeschottet lebten, durfte Lothar Herzog zwölf Jahre beobachten, wie es zuging. Als Leibwächter und persönlicher Koch von Erich Honecker diente der gebürtige Sachse dem gebürtigen Saarländer ebenso treu wie still. Da er vor seinem ersten Arbeitstag die Anweisung bekommen hatte, nur zu reden, wenn er angesprochen werde, blieb Herzog schweigsam - der erste Mann im Staate DDR schaffte es wirklich, länger als ein Jahrzehnt kein einziges persönliches Wort an den Buchhändlersohn aus Glauchau zu richten.
Der hauptamtlich bei der Staatssicherheit angestellte Koch nahm es wie selbstverständlich hin, beobachtete das Gebahren der Parteispitze jedoch mit großem Interesse. In seinem Buch „Honecker privat“ (Das neue Berlin, 12,95 Euro) beschreibt der heute 69-Jährige im Stil eines Hobbypsychologen, was er sah: Gab es anfangs noch Skatrunden in Wandlitz, zerfiel die Parteiführung wenig später schon in Kleingruppen, die kaum Kontakt pflegten. Die Vorstellung von Luxus, die Honecker hatte, erschöpfte sich in Hausmannskost, Westkaffee und Ostseeurlaub.
Auch auf 30 Auslandsreisen blieb dem Koch mit der Knarre nicht viel verborgen: Breshnew ließ seinen Statthalter wie einen Schulbuben warten, Honecker hatte Schwierigkeiten mit den Tischsitten, die Beziehung zu Ehefrau Margot, nun, sagt Lothar Herzog, „Turteltauben waren das nicht“. StK