Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg: Antijapanischer Proteste in mehreren Städten Chinas

Peking/dpa. - Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen Japan und Chinahatten sich die Proteste an einem neuen Schulbuch in Japan entzündet,das aus chinesischer Sicht die militärische Aggression der Japaner imZweiten Weltkrieg in China «bestreitet und beschönigt».
Die Demonstranten, die auch gegen japanische Supermärkte,Restaurants und Banken vorgingen, forderten einen Boykott japanischerWaren. Sie lehnten ferner Japans Bemühungen um einen ständigen Sitzim UN-Sicherheitsrat entschieden ab. Die Polizei, die in anderenFällen sonst jede Demonstration im Keim erstickt, duldete dieProteste.
Die Demonstrationen führten zu einer neuen Belastung derBeziehungen zwischen China und Japan. In Tokio bestellte JapansAußenminister Nobutaka Machimura Chinas Botschafter Wang Yi ein. Erforderte eine Entschuldigung und Entschädigung. Die Vorfälle vonVandalismus auch gegen japanischen Unternehmen seien «ein ernstesProblem». Chinas Außenministerium konterte, die chinesische Seite sei«nicht verantwortlich für den heutigen Zustand der Beziehungen».Japan müsse mit seiner Vergangenheit «und anderen großenGrundsatzfragen, die die Gefühle des chinesischen Volkes betreffen,angemessen umgehen».
Es liege an Tokio, mehr zu tun, um gegenseitiges Vertrauen zuschaffen, nicht an Peking, machte der Sprecher des Außenministeriums,Qin Gang, klar. Er hatte die Demonstranten am Morgen zur «Ruhe undBesonnenheit» aufgerufen. Die Märsche in der Hauptstadt hätten einigePekinger «selbst organisiert». Der Protestaufruf war über Internetund Kurznachrichten mit Handys verbreitet worden. Der Sprecher zeigteVerständnis für die Verärgerung und sagte, die Demonstranten seienaufgefordert worden, geordnet ihre Meinungen zu äußern und sich andie Gesetze zu halten. Es dürfe nicht zu «exzessive Aktionen» kommen.
Offenbar um eine Eskalation zu vermeiden, untersagten diePropagandabehörden jede Berichterstattung über die Proteste inchinesischen Medien. Chinas Botschafter in Tokio wurde mit den Wortenzitiert, Peking billige keine gewaltsamen Aktionen. Von japanischerSeite wurde aber beklagt, dass zwar Hundertschaften dieBotschaftsgebäude in Peking gesichert hätten, aber nicht gegenSteinewerfer eingeschritten seien. Zwei japanische Studenten, die ineinem Restaurant in Schanghai von einer unbekannten Zahl von Chinesenverprügelt wurden, mussten im Krankenhaus ambulant behandelt werden.
Es waren überhaupt die größten Proteste in Peking und anderenStädten seit den Demonstrationen und schweren Ausschreitungen gegendie amerikanische und britische Botschaft nach der Bombardierung derchinesischen Botschaft 1999 in Belgrad bei NATO-Luftangriffen.