Zwangsarbeiter-Entschädigung Zwangsarbeiter-Entschädigung: Stiftung zahlte bislang 1,8 Milliarden Euro aus

Berlin/dpa. - Zu der Erfolgsgeschichte hättenalle im Bundestag vertretenen Parteien beigetragen.
Der Beginn der Auszahlungen hatte sich wegen der in den USAanhängigen Sammelklagen gegen deutsche Unternehmen über Monateverzögert. Erst als der Bundestag am 30. Mai 2001 «ausreichendeRechtssicherheit» feststellte, konnten Mitte Juni 2001 dieEntschädigungsauszahlungen aufgenommen werden. Für die Entschädigungder Nazi-Opfer haben Staat und Wirtschaft jeweils rund 2,6 MilliardenEuro bereitgestellt. Je nach Opferkategorie werden zwischen 2556 Euro(5000 Mark) und 7669 Euro (15000 Mark) gezahlt.
Nach Angaben Kastrups können die von den Partnerorganisationen inPolen, Tschechien und der Jewish Claims Conference (JCC) betreutenOpfer bereits Anfang 2003 mit der abschließenden zweiten Raterechnen. Der größte Betrag wurde bislang mit 546 Millionen Euro andie rund 108 000 Leistungsberechtigten der Jewish Claims Conference(JCC) gezahlt. 351 500 polnische Zwangsarbeiter erhielten 492Millionen Euro, 275 000 Nazi-Opfer in der Ukraine 327 Millionen. DieAuszahlungen erreichten auch Überlebende in Australien, Ruanda,Südafrika, Venezuela und Peru.
Die meisten Schwierigkeiten hatte die erst nach Abschluss derinternationalen Verträge in die Partnerorganisationen aufgenommeneInternational Organisation for Migration (IOM), die für dieEntschädigung der nichtjüdischen Zwangsarbeiter außerhalb Mittel- undOsteuropas zuständig ist. Im so genannten Rest der Welt erhieltenbislang 21 800 Antragsteller 48 Millionen Euro.
Um auszuschließen, dass es wie bei früheren Entschädigungen zuUnregelmäßigkeiten kommt, haben Experten der Stiftung in Stichproben36 000 Einzelfälle geprüft. «Unregelmäßigkeiten haben bisher nichtfestgestellt werden können», sagte Kastrup.
Auch die noch ausstehende Zahlungen für bislang nicht entschädigteVersicherungsforderungen soll in Kürze beginnen. Es gehe hierbei - soKastrup - um eine «unglaublich komplizierte und schwierige Materie».Inzwischen sei aber in allen wesentlichen Fragen Übereinstimmungerzielt worden, sagte das Vorstandsmitglied Hans Otto Bräutigam. Daszusammen mit der Vereinbarung über die Zwangsarbeiter-Entschädigunggeschlossene Regierungsabkommen sieht für diesen Bereich 281Millionen Euro vor.
Nach mehr als 50 Jahren sei es oft schwierig, berechtigteForderungen glaubhaft zu machen, sagte Bräutigam. Zudem müsseentschieden werden, was Forderungen in Reichsmark heute wert seien.Manche Forderungen richteten sich gegen Versicherungsunternehmen, diees nicht mehr gebe oder die nicht bekannt seien. Hinzu komme, dassmanche Berechtigte gar nichts über ihren Anspruch wüssten. Deshalbsoll im Internet eine Liste von jüdischen Inhabern vonLebensversicherungspolicen veröffentlicht werden.