Zusatzversicherung für Zahnersatz Zusatzversicherung für Zahnersatz: Kopfschmerz wegen der geplanten Pauschale
Berlin/MZ. - Vordergründig betrachtet geht es bloß um eine verwaltungstechnische Frage; um einen bürokratischen Akt, der nur noch möglichst effizient umzusetzen wäre.Hinter der Debatte um die Zusatzversicherung für Zahnersatzleistungen von 2005 an verbirgtsich indessen politisch hoch Brisantes. Dereinheitliche Beitragssatz für Brücken undProthesen nämlich gilt als Modell für dievon der CDU befürwortete Kopfpauschale inder Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)insgesamt. Es geht um den Testfall für denErnstfall, um Kopfpauschale gegen Bürgerversicherung,mithin um Grundsätzliches.
Eben deshalb hatte Rot-Grün sich langegegen die Zahnersatz-Pauschale gewehrt, bevorman im Zuge des Gesundheitsreformkompromissesder Lösung dann doch zustimmte. Was die CDUals Verhandlungserfolg verbuchte, bereitetder Parteivorsitzenden Angela Merkel mittlerweileeinige Kopfschmerzen. Einerseits kann sievom Einstieg in den einheitlichen Beitragfür Zahnersatzleistungen kaum lassen, solldas Projekt "Große Kopfpauschale" glaubwürdigbleiben. Andererseits drohte dem CDU-Reformmodellnachhaltiger Image-Verlust, wenn die Pauschallösungim Kleinen ein großes bürokratisches Ungetümgebären sollte und dadurch der Einheitsbeitragspürbar und unnötig anstiege.
Der zusätzliche Aufwand entsteht nach Angabender Krankenkassen, weil für alle Versichertenein zusätzliches Konto für die Zahnersatz-Pauschaleeingerichtet werden müsste. Bei Nicht-Zahlungmüssten die Kassen Mahnbescheide verschickenund blieben letztlich auf dem Risiko sitzen.Die Rentenversicherungsträger und die Bundesagenturfür Arbeit könnten die Pauschalen zwar einbehaltenund den Kassen direkt auszahlen, doch diesebeiden Institutionen scheuen den Aufwand ebenfalls.Würden sich die Zahnersatzbeiträge hingegenam Einkommen orientieren, wäre der bürokratischeAufwand gering: Auf die ebenfalls einkommensgestaffeltenGKV-Beiträge müssten für die Zahnersatzversicherunglediglich 0,35 Prozentpunkte aufgeschlagenwerden, "und das ist einfach", heißt es beiden Spitzenverbänden der Krankenkassen übereinstimmend.Dann aber wäre der Testlauf für die Kopfpauschaleaus Sicht der CDU fehlgeschlagen.
Für SPD und Grüne ist die Ausgangslage daherrecht günstig: Unter Verweis auf geringereKosten und gerechtere Lastenverteilung lässtsich das CDU-Modell weidlich auseinander nehmen,zumal CSU-Gesundheitsexperte Horst Seehoferebenfalls kein Freund der Einheitsbeiträgeist: "Die CDU will Maxi-Bürokratie für eineMini-Pauschale", spottet der grüne GesundheitsexperteMarkus Kurth. Die Koalitionspolitiker rechnendamit, dass "die Union auch kein Interessedaran haben kann, nur um des Grundsatzes willeneinen absurden Verwaltungsaufwand zu betreiben"(Kurth).
Insofern nimmt es nicht wunder, dass die CDUvorsichtig Gesprächsbereitschaft signalisiert.Sollte der Verwaltungsaufwand tatsächlichunverhältnismäßig sein, "müssen wir darüberreden", heißt es dort. Im Bundesgesundheitsministeriumhört man das gern.