«Zug der Freiheit» fährt von Prag nach Hof
Prag/Dresden/dpa. - Mit einem «Zug der Freiheit» hat die Dresdner Initiative «Kultur Aktiv» am Donnerstag an die Ausreise von tausenden DDR-Bürgern 1989 aus der Prager Botschaft ins westdeutsche Hof erinnert.
Der Sonderzug startete am Morgen vom Hauptbahnhof der tschechischen Hauptstadt. In fünf historischen Waggons zeigt die Kulturinitiative durch Ausstellungen in Wort, Bild und Ton prägnante Momente des Wendejahrs.
An Bord waren rund 200 Passagiere: ehemalige Flüchtlinge, der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), Künstler und Jugendliche aus Mittel- und Osteuropa, Journalisten, Bahnpersonal. In der Nacht zum 1. Oktober 1989 wurden die DDR-Bürger, die in die Prager Botschaft geflüchtet waren, per Zug über Dresden und Chemnitz ins bayrische Hof gebracht. Entlang der Strecke fanden damals auf DDR-Gebiet auch Demonstrationen statt, Menschen versuchten, auf den Zug aufzuspringen.
«Meiner Auffassung nach waren die Ereignisse an den Bahnhöfen, besonders in Dresden, der Auslöser für die weiteren Demonstrationen», sagte Tillich der Deutschen Presse-Agentur dpa während der Passage Prag-Dresden. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. «Sie haben ihr ganzes Hab und Gut zurückgelassen (...) und damals nicht gewusst, dass es mit der DDR zu Ende geht», würdigte Tillich die Rolle der Botschaftsflüchtlinge: «Es ist wichtig, dass die Erinnerung nicht einfach verloren geht.»
Schaffner Enriko Emmer (45) war 1989 noch bei der ostdeutschen Reichsbahn beschäftigt, arbeitete später jahrelang für die Deutsche Bahn und betreute nun den Sonderzug. «Ein Bekannter von mir war Rangierer in Dresden und er musste noch mal kurz in den Zug rein - dann fuhr der mit ihm weg», erinnerte er sich am Donnerstag an die Atmosphäre von 1989. In der sächsischen Landeshauptstadt wie auch bei den anderen Zwischenstopps fanden bei der Erinnerungsfahrt kurze Feste an den Bahnhöfen statt. In Hof soll am Abend auch ein Denkmal enthüllt werden.