«Zeichen setzen» «Zeichen setzen»: Merkel sucht deutsch-polnische Klimaverbesserung
Warschau/dpa. - «Ohne IhreFreiheitsbewegung, ohne die Solidarnosc wäre auch mein persönlicherLebensweg anders verlaufen, könnte ich heute nicht alsBundeskanzlerin vor Ihnen stehen», betonte Merkel gleich zu Beginnihres Vortrags am Freitagnachmittag.
Die in der DDR aufgewachsene Regierungschefin erinnerte an den Wegder europäischen Staaten zu Freiheit und Demokratie, dankte für dasEngagement der Polen. Ihr Lob für den «unbedingten Freiheitswillender polnischen Nation» hätte sicherlich auch ihrem eigentlichenGastgeber, Staatspräsident Lech Kaczynski, gut gefallen, der wegenseines unmittelbar anschließenden offiziellen Treffens mit Merkelnicht zu dem Vortrag erschienen war.
Auch ein anderes Wort der Kanzlerin, auf das die WarschauerStudenten mit lautem Beifall reagierten, dürfte auf positive Resonanzbei Kaczynski und seinem Zwillingsbruder, Ministerpräsident JaroslawKaczynski, stoßen: «Die Klagen der so genannten "PreußischenTreuhand" haben keinerlei Unterstützung meiner Bundesregierung. Siewerden sie auch nie bekommen», versicherte Merkel.
Als deutsche Bundeskanzlerin unterstütze sie, dass die Deutschendes eigenen Leids, der Flucht und Vertreibung «würdevoll gedenken»,betonte Merkel. Aber: «Es kann keine Umdeutung der Geschichte durchDeutschland geben, und es wird keine Umdeutung der Geschichte geben.»Worte wie diese sind wichtig für die Polen mit ihrer engen Verbindungzur eigenen Geschichte, gerade in Warschau. Im Zweiten Weltkriegwurde die Stadt systematisch zerstört, eine Vergeltung für denAufstand gegen die deutsche Besatzung. Gerade die nun in Polenregierenden Nationalkonservativen pflegen das Gedenken an dietragische Geschichte Polens im Zweiten Weltkrieg mit 6,5 Millionenpolnischen Opfern.
In ihrem einzigen öffentlichen Auftritt während des knappzweitägigen Besuches sagte Merkel vieles, was in Polen Sympathiewecken kann - von der Absage an Vertriebenenansprüche über dieWürdigung der polnischen Freiheitsbewegung bis hin zu den zahlreichenZitaten polnischer Dichter und des polnischen Papstes Johannes PaulII., die ihren Vortrag durchzogen.
Sie wolle «Zeichen setzen», hatte Merkel gleich nach ihrer Ankunftbetont. Die Bundeskanzlerin und amtierende EU-Ratsvorsitzende hatsich nach dem europäischen Klimakatalog nun die Klimaverbesserung derdeutsch-polnischen Beziehungen vorgenommen. Die Rede an derWarschauer Universität glich einer ausgestreckten Hand, die von denjungen Polen ergriffen wurde. Weniger öffentlich, aber zeitintensivwird der Dialog mit Staatspräsident Kaczynski in dessenSommerresidenz auf der Ostsee-Halbinsel Hela sein. Dass auch diePolen auf besseres Klima setzen, machte Jaroslaw Kaczynski gleich zuAnfang deutlich: «Wir gehen vorwärts.»