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Wladimir Putin Wladimir Putin: Machtmensch und Macho

Von Antoine Lambroschini 05.10.2012, 17:13

Moskau/AFP. - Bereits 13 Jahre währt die Ära Putin, doch ans Aufgeben scheint der russische Präsident nicht zu denken. Erst am 7. Mai trat der Machtmensch Wladimir Putin trotz Massenprotesten eine neue sechsjährige Amtszeit im Kreml an, eine weitere ist laut Verfassung möglich. Damit könnte Putin, der am Sonntag 60 Jahre alt wird, noch bis 2024 an der Spitze Russlands stehen.

Um seine Macht zu zementieren, hat der Meister der "gelenkten Demokratie" nichts unversucht gelassen. Nach den Protesten gegen den Ämtertausch mit seinem Zögling Dmitri Medwedew und Manipulationen der dazu abgehaltenen Wahlen ließ Putin das Demonstrationsrecht verschärfen und die Meinungsfreiheit weiter einschränken. Beobachter erwarten, dass der Herrscher im Kreml nach seinem 60. Geburtstag die Zügel noch einmal anzieht. So kritisierte er kürzlich selbst Ministerpräsident Medwedew öffentlich, den er von 2008 bis 2012 als Platzhalter im Kreml installiert hatte, weil die Verfassung Putin drei Amtszeiten hintereinander als Präsident verbot. In dieser Zeit behielt er als Ministerpräsident das Sagen, während Medwedew als erstes eine Verfassungsreform umsetzte, die seinem Ziehvater ab 2012 zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten erlaubt.

Geboren wurde Putin am 7. Oktober 1952 in Leningrad, heute St. Petersburg. Nach dem Jura-Studium trat er 1975 in den Auslandsgeheimdienst ein. Von 1985 bis 1990 arbeitete er als Agent in der damaligen DDR und spricht seitdem fließend Deutsch. Acht Jahre später stieg er zum Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB auf. 1999 machte ihn Staatschef Boris Jelzin überraschend zu seinem Ministerpräsidenten. Als FSB-Chef verfügte Putin über beste Kontakte in die Sicherheitsapparate, auf die er dann seine Macht aufbaute. Mit markigen Sprüchen im Tschtschenien-Konflikt machte er sich alsbald einen Namen. Die Präsidentenwahl im Frühjahr 2000 gewann Putin in einem Erdrutschsieg. Dem Parlament entzog Putin zahlreiche Befugnisse, unbotmäßige Medien ließ er schließen oder auf Linie bringen. Auch mit widerspenstigen Oligarchen legte er sich immer wieder an. Der einstige Ölmagnat und damals reichste Mann Russlands, Michail Chodorkowski, ein erklärter Kreml-Gegner, sitzt seit 2003 wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung im Gefängnis. Auch drei Musikerinnen der Band Pussy Riot sind seit März in Haft, weil sie in einer Moskauer Kathedrale die Gottesmutter Maria baten, sie von Putin zu "erlösen".

Sich selbst präsentiert der Vater zweier Töchter gerne als harter Mann: Der Träger eines schwarzen Gürtels demonstrierte öffentlich sein Judo-Können, ritt mit freiem Oberkörper durch die Taiga und posierte mit Raubtieren vor Kameras.

Bei vielen jungen Russen kommt das Macho-Gehabe an. Zu seinem Geburtstag vor zwei Jahren ließen sich Studentinnen barbusig für einen Kalender mit schriftlichen Liebesbekundungen ablichten.