Wilfried Mohren Wilfried Mohren: Der Mann mit den Mohrrüben
Halle/MZ. - Herrlichkeit vorbei
Drei Monate später allerdings ist die Herrlichkeit hinweg. Wilfried Mohren, der einst als Radio-Reporter beim WDR begann und später zum MDR wechselte, sitzt im Gefängnis. Der 47-Jährige soll, so der Verdacht, seine Position als Chef der MDR-Sportredaktion ausgenutzt haben, um in die eigene Tasche zu wirtschaften. So habe er von Organisatoren, die ihre Pferdesport- oder Tanzveranstaltungen im MDR übertragen sehen wollten, so genannte Produktionsbeihilfen verlangt und diese teilweise selbst behalten. Mindestens 150 000 Euro, vermuten die Ermittler der Sonderkommission Ines, hat der Mann, der "eine der tragenden Säulen des ARD-Sports" (ARD-Werbung) war, so eingenommen.
Beihilfen, wie sie Mohren perfekt umfunktioniert hat, werden von Fernsehsendern verlangt, wenn der Produktionsaufwand verglichen mit dem Publikumsinteresse sonst zu hoch für eine Übertragung wäre. Bei Alemannia-Aachen-Fan Mohren aber waren sie offenbar prinzipiell so veranschlagt, dass ein gewisser Betrag hängen blieb.
Auf den Fluren des MDR flüsterte es schon lange, dass bei dem Mann aus Geilenkirchen nicht alles mit rechten Dingen zugeht. "Mohren hatte sich ein perfektes System gezimmert", sagt ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will. Das funktionierte recht simpel: Als Herr über die Sendezeiten des MDR-Sports hatte Mohren die Mohrrübe in der Hand, nach der Veranstalter von Fußballturnieren, Reit-Events und Tanz-Wettbewerben gieren.
"Wenn ich rechtzeitig wüsste, dass das Fernsehen überträgt", beschreibt Ulrich Mappes von der halleschen Agentur Top-Sport, "dann könnte ich für einen Platz auf der Werbebande 500 Prozent mehr verlangen." Leider sei es so, klagt der Sport-Manager, "dass der MDR sich sehr kurzfristig entscheidet." Zumindest, wenn nicht vorher Produktionsbeihilfen gezahlt wurden. "Das läuft dann so, dass sie sagen, wir können was zeigen, aber nur wenn ihr das finanziert", beschreibt ein Kenner der sächsischen Reitsport-Szene, zu der Pferdenarr Mohren ein besonders inniges Verhältnis pflegte. Wer ins Fernsehen wolle, müsse wohl oder übel zahlen. "Dabei weiß natürlich keiner, ob die Rechnung stimmt, die einem vorgerechnet wird."
Bei Wilfried Mohren zumindest stimmte sie offenbar nicht. "Als ich gesehen habe, was die an Technik dort haben", erinnert sich ein MDR-Mann an das "Internationale Fußballturnier im Zentralstadion" im Sommer 2004, "habe ich mir schon die eine oder andere Frage gestellt." Das Großereignis, das vor Ort gerade mal 3 000 Fans sehen wollten, wurde vom MDR live übertragen. Mitfinanziert hatte die Sendung der Veranstalter. "Als wir danach gehört haben, was die dafür abgedrückt haben, dachten wir alle, Mann, Mann, der Mohren."
Anonyme Anzeige
Damals ging eine erste anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig ein. Doch die Aufregung war nur von kurzer Dauer. Wilfried Mohren beschwor seine Unschuld. Ein Kronzeuge zog seine Aussage zurück. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Erst nach einem Teilgeständnis von Mohrens hessischem Amtskollegen Jürgen Emig, dem die Staatsanwaltschaft ähnliche Vorwürfe macht, flog der Mann mit den Mohrrüben auf.
Eher der Anfang einer Geschichte als deren Ende, glauben Insider: "Das System Mohren funktioniert doch nicht nur im Sportbereich".