1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Wiederaufbau nach Tsunami: Wiederaufbau nach Tsunami: Versickern deutsche Fluthilfe-Spenden in der Bürokratie?

Wiederaufbau nach Tsunami Wiederaufbau nach Tsunami: Versickern deutsche Fluthilfe-Spenden in der Bürokratie?

04.04.2005, 11:59
Nach dem Tsunami kam das Erdbeben: Diese Gebäude in der Ortschaft Gunung Sitoli auf der indonesischen Insel Nias wurde durch die jüngsten Erdstöße Ende März zerstört. (Foto: dpa)
Nach dem Tsunami kam das Erdbeben: Diese Gebäude in der Ortschaft Gunung Sitoli auf der indonesischen Insel Nias wurde durch die jüngsten Erdstöße Ende März zerstört. (Foto: dpa) EPA

Berlin/dpa. - Auch an die deutschen Hilfswerke müsse Geld aus dem Sondermittelfonds fließen.

Drei Monate nach der Flutkatastrophe zogen die Welthungerhilfe,Misereor, Brot für die Welt, terre des hommes und MedicoInternational eine positive Bilanz der akuten Nothilfe. Diese sei jetzt beendet, und es müsse mit dem langfristigen, auf drei Jahre angelegten Wiederaufbau begonnen werden, teilten die Hilfswerke mit. Für die Nothilfemaßnahmen habe ihr gemeinsames Bündnis 12 Millionen Euro ausgegeben, rund 30 Millionen Euro seien für den Wiederaufbaubereitgestellt. Der Geschäftsführer von Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, sagte, die Betroffenen dürften dabei «nicht zu passivenHilfsempfängern degradiert werden».

Problematisch ist den Hilfswerken zufolge, dass beim Wiederaufbauder schon vor der Flut zum Teil von großen, sozialen Spannungen undArmut geprägte Status Quo wieder hergestellt wird oder die Interessenarmer Schichten übergangen werden. Dies drohe zum Beispiel in Indien,wo die unterste «Kaste» keine Hilfe erhalte, warnte die Direktorinvon Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel. In Sri Lanka dürfeüberdies nicht der Fokus von der Fischerei auf den Tourismusgerichtet werden. Der Vorsitzende der srilankischenPartnerorganisation Sewalanka Foundation, Harsha Navaratne, sagte,derzeit würden an den Küstenstreifen neue Hotels gebaut, während dortvorher Fischer gelebt hätten.

Die Hilfsorganisation Ärzte Ohne Grenzen hat nach eigenen Angabenweltweit mehr als 100 Millionen Euro gesammelt, davon fast die Hälftein Deutschland. Schwerpunkte der 370 Mitarbeiter vor Ort seien diepsychologische Hilfe für traumatisierte Überlebende, die Arbeit inmobilen Kliniken und eine bessere Versorgung mit Trinkwasser. Da fürdie Fluthilfe nur rund 25 Millionen Euro nötig seien, werde derzeitversucht, die zweckgebundenen Spenden freistellen zu lassen.