Werbung in der DDR Werbung in der DDR: Mux-Männer und Korbine Früchtchen

Dresden/Berlin/dpa. - Die kleinen Plastikkerle gehören wie der Minol-Pirol für Tankstellen,Blitzi für Haushaltsreiniger oder Käpt'n Brass für die FerienregionOstsee zu den Werbefiguren, die mit dem untergegangenen Staat inVergessenheit gerieten. «Zu Unrecht», wie der in Sachsen geborene undheute in Berlin lebendes Fotograf Volker Weinhold findet.
Unabhängig vom derzeitigen Ostalgie-Kult begann Weinhold schonbald nach der Wende, ein Stück DDR-Alltagskultur mit Werbefiguren,Verpackungen und Schaufensterdekorationen zu sammeln. «Das gemeinhinangenommene Bild des grauen Ostens fand sich hier nicht bestätigt»,sagt er.
Nach 1970 wurden Betriebe zu konzernähnlichen Kombinatenzusammengelegt und die letzten privaten Betriebe verstaatlicht,schreibt die Autorin Simone Schneider-Tippach in ihrem Buch «Dasgroße Lexikon der DDR-Werbung». Für die durfte nun kaum noch Geldausgegeben werden. Mit Zerschlagung der Strukturen mittelständischerFirmen ging die Vielfalt verloren. Sozialistische Mangelwirtschaftführte Werbung für Produkte, die es nicht ausreichend oder nur unterdem Ladentisch gab, ohnehin ad absurdum.
Die «1000 kleinen Dingen» aus dem DDR-Alltag stellt Weinhold immerwieder zu neuen Foto-Installationen zusammen, die er in Ausstellungenvor allem in den neuen Bundesländern zeigt. Zuletzt fasste er seineFotos in einem Buch zusammen. («Unser Weg ist gut! Die wunderbareWerbewelt der DDR», Prestel Verlag). «Oft werden bei BesuchernKindheitserinnerungen wach», sagt der 45-Jährige. «Die Reaktionenreichen von "Ach ja, so war das" bis zu entrüstetem "Kannman die DDR so zeigen"». Oft würden ihm auch Erinnerungsstücke wieKriepa-Servietten oder Haushaltskerzen anvertraut.
Im Frühjahr vergangenen Jahres stieß eine andere Ausstellung imDresdner Hygiene-Museum auf große Resonanz, die an die Erfindung derZahnpasta Chlorodont vor 100 Jahren erinnerte. Mit großem Aufwandwurde für die Marke auch noch in den ersten Jahren der DDR geworben.«Es sind schon eigentümliche Exponate, die für Produkte werben, diees heute nicht mehr gibt, viele aber kennen», gibt Weinhold zu.Mittlerweile hat er eine repräsentative Sammlung im «dreistelligenBereich» zusammen. Meist wird der Fotograf auf Trödelmärkten fündig.
Die Plastik-Ente mit Badusan-Schaumbad oder das pummeligeTelelotto-Männchen gehören dazu. Meister Malimo stand für ein in derDDR entwickeltes und patentiertes Verfahren zur Textilherstellung.Die Handpuppen Fix und Fax waren die Maskottchen der Kinderzeitung«Atze». «Werbeträger» Korbine Früchtchen - eine bunte Puppe mittomatenrotem Holzkopf - sollte Kinder zum Sammeln von Beeren undWaldfrüchten animieren. Aggressive Lösung bei Ungezieferproblemenversprachen Plastik-Ratten mit der Aufschrift «Delicia tötet».
«Surreal» hält Weinhold die Werbeträger für das DDR-Reisebüro: Diebeiden Püppchen Tourina und Tourino sollten für Auslandsreisenwerben. In der Realität blieb die Reisefreiheit der Ostdeutschen aberauf sozialistische «Bruderländer» beschränkt.
