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Währungsunion Währungsunion: Der Austritt aus dem Euro bedeutet die Staatspleite

Von Markus Sievers 04.01.2015, 18:18
Die griechische und die Fahne der EU – zu sehen vor dem Parlamentsgebäude in Athen
Die griechische und die Fahne der EU – zu sehen vor dem Parlamentsgebäude in Athen dpa Lizenz

Berlin - Eine Katastrophe für die Griechen, ein – hoffentlich – beherrschbares Risiko für die Euro-Länder. So sehen die Bundesregierung und die meisten Ökonomen die Folgen, sollte Griechenland tatsächlich den Euro verlassen.

Dessen elf Millionen Einwohner sind Leid gewöhnt. Doch für sie dürfte sich der tägliche Existenzkampf noch verschärfen, sollte der Euro verschwinden. Die Schulden würden sich nicht in Luft auflösen und müssten in Euro zurück gezahlt werden. Die Drachme oder eine nationale Währung mit anderem Namen aber würde abwerten. Damit könnte Athen die Forderungen der Gläubiger auf keinen Fall mehr erfüllen. Der „Grexit“, der Austritt aus dem Euro, ist gleichbedeutend mit der Staatspleite.

Die Regierung könnte ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Sie wäre nicht mehr in der Lage, Pensionen und Beamten-Gehälter zu überweisen. Die verbliebenen Investoren würden dem Land den Rücken kehren. Aufzuhalten wäre der Absturz nur durch massive Hilfe von außen, doch zu mehr als einer Art Notprogramm wie für Dritte-Welt-Länder wäre Europa wohl kaum bereit.

Zwar weisen Ökonomen wie Ifo-Chef Hans-Werner Sinn auf Vorteile der Abwertung hin – durch sie gewänne die griechische Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit. So könnte etwa die Tourismusindustrie profitieren. Doch bevor das greift, droht das Land im Chaos zu versinken. Bereits heute treibt die Angst die Ersparnisse aus dem Land.

Die Kapitalflucht hat gewaltige Ausmaße angenommen. Und für alle Einfuhren, auch für Öl und Benzin und Medikamente, müssten die Griechen in Drachme gerechnet deutlich mehr hinblättern, wenn sie überhaupt noch beliefert würden.

Zwei Wege sind denkbar, um diese Fahrt in die Katastrophe einzuleiten. Wenn die Europäische Zentralbank griechische Staatspapiere nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert, wären die dortigen Banken vom Geldfluss abgeschnitten. Oder die Geldgeber in der europäischen Politik und an den Finanzmärkten rücken keine frischen Euro mehr heraus – auch dann könnte Athen die laufenden Ausgaben nicht begleichen.

Verglichen damit erscheinen die Konsequenzen für das übrige Europa verschmerzbar. Voraussetzung: Die Akteure an den Finanzmärkten vertrauen den Beteuerungen der Politik, dass Griechenland ein Einzelfall bleibe und mit Italien, Spanien und Portugal nicht zu vergleichen sei. Andernfalls könnte die ganze Währungsunion auseinanderfallen.

Gefährliche Zerreißprobe für die EU

Die juristischen Hürden dafür dürften dies kaum verhindern. Laut EU-Vertrag von Lissabon ist die Mitgliedschaft in der Währungsunion „unwiderruflich“. Sie kann nicht gekündigt werden, weder von Griechenland selbst noch von den anderen Euro-Staaten. Dafür müsste der Staat gemäß Artikel 50 des EU-Vertrages aus der Europäischen Union austreten. Damit wäre er aber von allen Subventionen und Hilfszahlungen aus Brüssel abgeschnitten. Wahrscheinlich ist daher, dass sich beide Seiten auf einen „Grexit „ ohne Austritt aus der EU einigen nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter.

Die größten Risiken dürften von dem politischen Erdbeben ausgehen. Die Gegner des Euro und vor allem von Kanzlerin Angela Merkels (CDU) Sparpolitik dürften EU-weit enorm profitieren von den Schreckensmeldungen aus Griechenland. Damit stünde mit dem Euro auch die EU vor einer gefährlichen Zerreißprobe.