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Währung Währung: Der Fluch der Drachme

Von Stephan Kaufmann 27.02.2012, 20:29

Berlin/MZ. - Was würde passieren, wenn Griechenland austritt und die Drachme wieder einführt? Als erstes explodiert die Auslands-Schuldenlast von Staat, Unternehmen und Haushalten. Denn diese Schulden lauten weiter auf Euro. Wertet die Drachme gegenüber dem Euro um 50 Prozent ab - und das wäre optimistisch gerechnet - so erhöhen sich die Schulden der Griechen in Drachmen ebenfalls um 50 Prozent. Gleichzeitig hätte das Land seinen Kredit verspielt und würde keine ausländischen Kreditgeber mehr finden, die ihm Euro leihen. Folge für die griechischen Banken: Sie sind pleite. Folge für Griechenlands Realwirtschaft und Staat: Sie können ihre Euro-Schulden nur noch durch Einnahmen aus dem Export bedienen - und der müsste drastisch steigen.

Athen wäre daher wohl gezwungen, seine Auslandsschulden komplett zu streichen. Da es damit kein Geld mehr von internationalen Kreditgebern erhalten würde, müsste es von ausländischen Krediten unabhängig werden und das heißt: das Außenhandelsdefizit von fünf Prozent seiner Wirtschaftsleistung auf Null senken.

Auf die Steigerung des Exports allein kann es trotz Abwertung hierbei nicht setzen. Denn zum einen ist die griechische Industrie klein. Zudem verbilligt eine drastische Abwertung der Drachme den Export nicht so stark wie häufig erwartet. Denn durch die Abwertung verteuern sich die Importe immens - ausländische Lieferanten verlangen Zahlung in Euro oder Dollar.

Die Verteuerung der Importe macht die wechselkursbedingte Verbilligung der Exporte teilweise zunichte. Der Tourismus ist zwar bedeutend, aber nicht groß genug, um ausreichend Einnahmen aus dem Ausland zu generieren. Um das Außenhandelsdefizit zu eliminieren, muss daher der Import deutlich sinken. Die inländische Nachfrage Athens müsste Schätzungen zufolge um mindestens 25 Prozent zurückgehen. Kurz: Griechenland müsste verarmen und die Wirtschaft schrumpfen.