Wahlkampf-Musik Wahlkampf-Musik: Diese Bands wehrten sich gegen eine Politisierung ihrer Songs

Berlin - Die Musiker in der Übersicht.
Queen
Die britische Rockband Queen will dem US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump die Nutzung ihrer legendären Siegeshymne „We are the Champions“ im Wahlkampf verbieten lassen. Queen-Gitarrist Brian May berichtete am Donnerstag auf seiner Webseite von einer „Lawine von Beschwerden“, die ihn erreicht habe, nachdem der Song am Dienstag bei einem Fernsehauftritt Trumps gespielt wurde. Die Band habe die Nutzung des Lieds nicht gestattet, stellte May klar. Sie wolle nun Schritte einleiten um sicherzustellen, dass Trump das Lied nicht mehr spielt. „Wir haben uns immer dagegen gewehrt, die Musik von Queen als Wahlkampfinstrument einzusetzen“, schrieb May.
„We are the Champions“ stammt aus der Feder des inzwischen verstorbenen Queen-Frontmanns Freddie Mercury. Er hatte das Lied 1977 geschrieben. Vor Queen haben bereits andere Stars dem umstrittenen Kandidaten Trump die Nutzung ihrer Songs verbieten lassen, darunter die Rolling Stones, Neil Young, R.E.M. und Adele.
Bruce Springsteen gegen Ronald Reagan
Eins der berühmtesten Beispiele in den USA, wo Songs bekannter Künstler für den Wahlkampf benutzt wurden, kommt aus dem Jahr 1984. Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan verwendete für seine Auftritte den Song „Born in the U.S.A.“, der auf den ersten Blick wie eine patriotische Hymne klingt.
Doch Reagan missinterpretierte die politische Aussage des Lieds gehörig. Im dem Song der Rocklegende Bruce Springsteen geht es um einen Kriegsveteranen aus Vietnam. Ein wütender Song, der den Umgang der US-Regierung mit Vietnam-Veteranen kritisiert. Springsteen wehrte sich dagegen – und gewann.
Die Toten Hosen gegen die CDU
Dass Bands nicht begeistert sind, wenn ihre Songs aus dem Kontext gerissen werden und in einem anderen politischen Zusammenhang verwendet werden, ist auch in Deutschland nicht neu. Als die CDU im Jahr 2013 bei der Bundestagswahl stärkste Kraft im Land wurde, staunte die Punkband Die Toten Hosen nicht schlecht, als auf der Wahlparty plötzlich „Tage wie diese“ angestimmt wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel klatschte mit, Volker Kauder griff zum Mikrophon und auch Ursula von der Leyen wippte lächelnd im Takt.
"Wir empfinden es als unanständig und unkorrekt, dass unsere Musik auf politischen Wahlkampfveranstaltungen läuft", schrieben sie in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Die Gefahr, dass Menschen auf die Idee kommen können, dass es eine Verbindung zwischen der Band und den dort beworbenen Inhalten gibt, macht uns wütend." Das Lied lief nicht nur auf Wahlkampfpartys der CDU, sondern auch auf denen der SPD. Im Buch „Die Toten Hosen –Am Anfang war der Lärm“ berichtet der Sänger der Toten Hosen, Campino, wie Angela Merkel ihn kurze Zeit später angerufen haben soll: "Lieber Herr Campino, ich rufe an, weil wir ja am Wahlabend so auf Ihrem Lied herumgetrampelt sind. Keine Angst, es soll nicht die nächste CDU-Hymne werden. Aber Sie haben da ein so schönes Lied geschrieben“, soll sie laut Campino gesagt haben.
Rolling Stones gegen Angela Merkel
Angela Merkel scheint es gewohnt zu sein, dass Bands nicht einverstanden sind, wenn sie ihre Lieder zweckentfremdet. 2005 zog sie den Groll der Rolling Stones auf sich, weil sie deren Song „Angie“ als inoffizielle Wahlkampfhymne missbrauchte. Merkel war da noch Kanzlerkandidatin. Das Management der Altrocker-Band zeigte sich überrascht, dass es nicht nach einer Genehmigung gefragt wurde. Sie lehnten die Nutzung des Songs ab.
Die CDU war sich keiner Schuld bewusst und argumentierte, dass man bei der Gema nachgefragt hätte. Die Gesellschaft kümmert sich um Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte. Doch ab hier wird es kompliziert. Zwar ist die Gema die zentrale Stelle für Lizenzvergaben für Musik in Deutschland, politische Veranstaltungen gelten da aber als Sonderfälle, zum Beispiel, wenn ein Song immer zum gleichen Anlass gespielt wird: Wenn ein Politiker beispielsweise die Bühne betritt. Hier kommt das Künstlerpersönlichkeitsrecht zum Zug, da das Image des Künstlers beschädigt werden könnte.
Paul van Dyk und Peter Heppner gegen AfD-Chef Björn Höcke
So geschehen im Fall Björn Höcke, Afd-Chef in Thüringen, und Heppner und Paul van Dyk. Höcke nutzte regelmäßig den Song „Wir sind wir“ für seine Auftritte auf dem Erfurter Domplatz.
„Tag um Tag, Jahr um Jahr, wenn ich durch diese Straßen geh', seh‘ ich wie die Ruinen dieser Stadt wieder zu Häusern auferstehen“, heißt es da zum Beispiel in einer Textzeile. Oder: „Jetzt ist mal wieder alles anders, und was vorher war, ist heute nichts mehr wert.“ Paul van Dyk hatte der AfD Anfang des Jahres über seinen Anwalt eine Unterlassungserklärung geschickt und Höcke und der Partei untersagt, das Lied zu nutzen. „Ich distanziere mich aufs Schärfste von der AfD", sagte van Dyk in der „Zeit“. Er hatte das Lied komponiert.
Helene Fischer gegen die NPD
Nicht besser erging es Helene Fischer im vergangenen Jahr. Der Schlagerstar musste es da mit der rechtsextremen NPD aufnehmen. Im Landtagswahlkampf in Thüringen nutzte die Partei den Gassenhauer „Atemlos durch die Nacht“ für ihre Auftritte. Fischer gewann vor dem Oberlandesgericht. Dieses urteilte, dass die Sängerin es nicht hinnehmen müsste, dass die NPD ihren Song für Wahlkampfzwecke missbrauchte, da sie deren Einstellung in keiner Weise teile. Hierbei ging es auch um Rufschädigung.
Wir sind Helden gegen die NPD
Auch die deutsche Popgruppe „Wir sind Helden“ wehrte sich gegen die NPD, die den Song „Gekommen, um zu bleiben“ 2014 bei ihren Wahlkampfveranstaltungen in Thüringen spielte. Auch hier gewann die Band vor dem Landgericht in Erfurt. Sie erwirkten eine einstweilige Verfügung. Hält sich die NPD nicht daran, wird es teuer: Dann muss sie 250.000 Euro zahlen. (mit AFP)