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Wahlen in Hessen und Niedersachsen Wahlen in Hessen und Niedersachsen: Meinungsforscher liegen oft daneben

Von Patricia Driese 25.01.2008, 18:20

Berlin/dpa. - Sein Institut ermittelte in der Woche vor der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Volksparteien - 38 Prozent für die CDU, 37für die SPD. Auch das Forsa-Institut prognostizierte eine knappe Wahlmit jeweils 38 Prozent für CDU wie SPD. Ob die Wahlforscher damitrichtig liegen? In jüngerer Vergangenheit klafften Wahlumfragen vonMeinungsforschungsinstituten und tatsächliche Ergebnisse zum Teilweit auseinander.

Die spektakulärste Fehlprognose der letzten Jahre leisteten sichWahlforscher vor der Bundestagswahl 2005. Statt des lange erwartetenklaren Siegs von Union und FDP stand am Ende eine große Koalition.«Eine Umfrage ist keine Prognose», sagt Jung. Vielmehr könne nur dieStimmung zum Zeitpunkt der Erhebung wiedergegeben werden.

In Hessen lagen die Umfragen bereits 1999 daneben. Vor der Wahlhatten viele Demoskopen eine klare Bestätigung der rot-grünenKoalition vorhergesagt. Statt der erwarteten Verluste machte die CDUgroße Stimmengewinne und schaffte so mit der FDP denRegierungswechsel. Umfragen bieten nach Ansicht des MainzerParteienforschers Jürgen Falter zunehmend große Schwankungsbreiten.«Zu wissen, dass die Union zwischen 36 und 40 Prozent in Hessenliegen soll, ist kein besonders erhellendes Ergebnis», sagt er.

Ein Jahr der Fehlprognosen war auch das Superwahljahr 2004. Beiden Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen gab esbeträchtliche Abweichungen. In Brandenburg etwa schienen SPD und CDUlange gleichauf zu sein - am Ende lagen die Sozialdemokratenzweistellig vor der Union.

Die Gründe für die Fehleinschätzungen sieht Jung in derzunehmenden Bewegung im Stimmungsbild der Wähler. «Oft entscheidet der Wähler auf den letzten Drücker.» Bis zu 40 Prozent wissen laut Falter rund eine Woche vor der Wahl nicht, wem sie ihre Stimme gebensollen. Die Parteibindung sei nicht mehr stabil, auch weil dieParteien programmatisch immer näher aneinandergerückt seien. Hinzukomme, dass selbst in den Tagen unmittelbar vor der Wahl noch aktivWahlkampf betrieben werde. «Schwankungen um bis zu zehn Prozentpunkte- so etwas gab es vor 20, 30 Jahren noch nicht», sagt Jung.

Jung schließt sich nicht der Einschätzung an, ein hochemotionalisierter Wahlkampf wie zum Beispiel die Debatte umJugendkriminalität führe zu verfälschten Umfrage-Ergebnissen, weilBefragte sich nicht trauten, ehrlich zu antworten. «Aber dieEmotionalisierung und Polarisierung trifft auf ein wechselbereitesPublikum», sagt der Wahlforscher. Und das könne innerhalb einer Wochegroße Stimmungsveränderungen hervorrufen.

Das Wahlergebnis in Hessen scheint angesichts zahlreicherEinflüsse auf die Wahlentscheidung offen. Sollte Roland Koch aberentgegen allen Umfragen die Wahl doch noch haushoch gewinnen, istauch für Matthias Jung das Ergebnis eindeutig: «Dann haben wir in derTat etwas falsch gemacht», sagt er. Und fügt hinzu: «Aber das wirdnicht passieren.»