Wahl 1980 Wahl 1980: Strauß führte die Union in eine klare Niederlage

Berlin/dpa. - Der Bundestagswahlkampf 1980 spitzte sich schnellauf die Hauptpersonen zu: Helmut Schmidt (SPD) gegen Franz JosefStrauß (CSU). Der bayerische Ministerpräsident war als erster CSU-Politiker zum Kanzlerkandidaten der Union gekürt worden. Erfolg hatteder polarisierende «bayerische Grantler» jedoch nicht. Die sozial-liberale Koalition unter Kanzler Schmidt ging gestärkt aus der Wahlvom 5. Oktober 1980 hervor. Klarer Sieger war dabei die FDP.
Strauß hatte sich in der Union erst nach einem erbitterten Streitmit dem CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl als Kanzlerkandidatdurchgesetzt. Der CDU-Vorstand hatte auf Kohls Vorschlag zunächst denniedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht nominiert.
Strauß (1915-1988) hatte schon in den 50er Jahren dem Kabinett vonKanzler Konrad Adenauer (CDU) angehört und verschiedene Aufgabenübernommen. Als Verteidigungsminister musste er 1962 im Zuge der«Spiegel»-Affäre zurücktreten. Unter Kanzler Kurt Georg Kiesinger(CDU) kehrte er in die Bundespolitik zurück und führte von 1966 bis1969 in der Großen Koalition das Finanzministerium. 1978 wurde derPolitstratege bayerischer Ministerpräsident.
Der Wahlkampf 1980 wurde wie selten zuvor emotional ausgefochten.Im Vordergrund standen die Themen Sicherheit und Frieden. WährendSchmidt unter der Losung «Sicherheit für Deutschland» nachdenklichvon den Wahlplakaten blickte, präsentierte die Union Strauß alspotenziellen «Kanzler für Frieden und Freiheit».
Die Sozialdemokraten konnten auf das entschiedene Handeln Schmidtsim Kampf gegen den Linksterrorismus verweisen. Der so genannteDeutsche Herbst lag noch nicht lange zurück. Im Oktober 1977 hatteein arabisches Terrorkommando die Lufthansa-Maschine «Landshut»entführt, um führende deutsche Terroristen der Rote Armee Fraktion(RAF) freizupressen. Die sozial-liberale Regierung gab nicht nach undließ Geiseln durch die Spezialeinheit GSG 9 befreien. Einen Tagspäter wurde der von einem RAF-Kommando entführteArbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer ermordet aufgefunden.
Wenige Tage vor der Bundestagswahl explodierte auf dem MünchnerOktoberfest ein Sprengsatz, der von einem Rechtsextremisten abgelegtworden war. 13 Menschen starben. Auch international gab esSpannungen. Im Dezember 1979 waren sowjetische Truppen in Afghanistaneinmarschiert. Eine Reihe von Ländern boykottierte daraufhin im Juli1980 die Olympischen Sommerspiele von Moskau.
Die Wahl brachte vor allem für die FDP einen Stimmenzuwachs. Sielegte im Vergleich zu 1976 um 2,7 Punkte zu und erreichte 10,6Prozent. Der Koalitionspartner SPD verzeichnete nur ein Plus von 0,3Punkten auf 42,9 Prozent. CDU/CSU büßten 4,1 Punkte ein und fielenauf 44,5 Prozent zurück, ihr bis dahin schlechtestes Ergebnis seit1949. Die Grünen waren erstmals auf Bundesebene angetreten, nachdemsie zuvor den Sprung in einige Länderparlamente geschafft hatte,scheiterten aber mit 1,5 Prozent.