Vorsichtsmaßnahme Vorsichtsmaßnahme: Belgische Atomkraftwerke teilweise geräumt

Berlin - Die belgischen Atomkraftwerke Doel und Tihange sind nach den Brüsseler Anschlägen teilweise geräumt worden. Auf Ersuchen der belgischen Behörden wurden Beschäftigte, die für den Betrieb der Anlagen nicht zwingend notwendig sind, aufgefordert, die Anlagen zu verlassen. Die Kernmannschaften aber seien nach wie vor in den Werken und überwachten den Betrieb, hieß es.
Die von der Atomaufsicht angeordneten Vorkehrungen sollten das Risiko minimieren, dass Personen, die Böses im Schilde führten, auf die Gelände gelangten, so die Begründung. Die Atomanlage Tihange liegt knapp 60 Kilometer entfernt von Aachen. Seit geraumer Zeit steht sie wegen wiederholter Störfälle in der Kritik.
Werke könnten im Visier der Terroristen liegen
Die Teil-Räumung könnte mit einer Fahndungserkenntnis in Zusammenhang stehen. Nach Informationen des ZDF haben belgische Ermittler nämlich am 26. November 2015 in einer Wohnung in Auvelais, rund 60 Kilometer südlich von Brüssel, Fingerabdrücke des Terrorverdächtigen Amine Choukri, der sich zeitweise auch in Deutschland aufhielt, gefunden. Bei dem Mieter des Hauses, das offenbar als eines von zahlreichen Verstecken der Attentäter von Paris diente, entdeckte die Polizei ein Video mit stundenlangen Aufnahmen eines Hauseingangs und dem davorliegenden Straßenabschnitt.
Mittels vorbeifahrender Busse fanden die Ermittler heraus, wo das Haus genau steht. Ziel der Überwachungsaktion war demnach ein Direktor des Belgischen Nuklearforschungszentrums SCK-CEN in Mol, nordöstlich von Brüssel, rund 70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Nun stellt sich die Frage, ob Islamisten Pläne schmiedeten, Atomanlagen zu attackieren, oder ob sie es darauf abgesehen hatten, radioaktive Stoffe zu entwenden, um damit eine sogenannte schmutzige Bombe zu bauen. Überdies stellt sich die Frage, ob es zwischen den Ereignissen einen Zusammenhang gibt. Dass Terroristen AKWs angreifen oder in den Besitz von Massenvernichtungswaffen gelangen, zählt jedenfalls seit jeher zu den Alpträumen von Sicherheitsexperten. So eine Situation gilt weithin als unbeherrschbar.
Der Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital erklärte gestern: „Atomkraftwerke in Belgien und anderswo sind ein potentielles Anschlagsziel für Terroristen mit möglicherweise verheerender Wirkung. Wenn belgische Bahnhöfe abgeriegelt sind, Flugzeuge am Boden bleiben und U-Bahnen stillstehen, müssen auch die Atomkraftwerke in Belgien abgeschaltet werden. Ein möglicher schwerer Unfall in einem AKW ist kein Restrisiko mehr.“