Vor dem G20-Gipfel Vor dem G-20-Gipfel: Merkel und Macron hoffen Trump einbinden zu können.

Berlin - Sie sitzen nebeneinander und bilden so etwas wie einen Abwehrblock: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron versuchen am Donnerstagnachmittag im Kanzleramt in Berlin, ein optisches Signal nach Washington zu senden: Obacht, Herr Trump! Sie bekommen es mit „Mercron“ zu tun.
Klimaschutz oben auf der Hamburger Agenda
Ende kommender Woche ist G20-Gipfel in Hamburg, der Klimaschutz steht ganz oben auf der Tagesordnung, doch US-Präsident Donald Trump will da nicht mitmachen. Zeit also, sich wenigstens im Kreise der Europäer zu versichern, dass es zur Not auch ohne die USA gehen muss.
Merkel hat die Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und Norwegen sowie die EU-Spitze zu einer Art Vorbereitungsgipfel für das Treffen mit Trump nach Berlin eingeladen, um sie persönlich über ihre Pläne für das Hamburger Großtreffen zu informieren. „Wir stehen alle hinter dem Pariser Abkommen“, sagt die Kanzlerin, und Macron nickt ebenso wie seine Kollegen aus den anderen EU-Staaten.
Versuch des transatlantischen Brückenbaus
Dass die europäische Einigkeit auch zu einer gemeinsamen Haltung aller Beteiligten in Hamburg führen wird, ist unwahrscheinlich. Denn Trump hat erst vor wenigen Tagen erklärt, sein Land werde aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen. Dennoch wollen die deutsche Kanzlerin und der französische Präsident den Populisten aus den USA nicht komplett in die Ecke drängen. „Wir stehen zu Paris, aber arbeiten auch darauf hin, dass wir gemeinsame Lösungen finden“, sagt Merkel auf die Frage, ob es vorstellbar sei, dass es in Hamburg eine separate Erklärung zum Klima ohne die USA geben könnte.
Merkel sagt, sie wolle nicht spekulieren: „Es gibt Differenzen in verschiedenen Fragen, und es gibt auch auf der anderen Seite Gemeinsamkeiten“, etwa beim Kampf gegen den Terrorismus, dem Engagement für Frauen oder für die Gesundheit. Merkel betonte: „Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein wichtiger Teil der G20 und deshalb werden wir alles daran setzen, auch gemeinsam zu arbeiten und gleichzeitig Differenzen nicht zuzuschütten.“
Auch Erdogan und Putin unberechenbar
Macron sekundiert der Kanzlerin: „Es führt zu nichts, wenn wir einen Staat isolieren.“ Trump habe sich klar geäußert beim Klima. Eine gemeinsame Erklärung auf dem Gipfel sei wichtig, die Europäer würden bei ihrer Meinung bleiben. Einem Land solle die „Möglichkeit offen gehalten werden, mittelfristig zu reagieren“.
Die beiden bleiben schwammig, weil sie gar nicht konkret werden können. Trump ist unberechenbar, das ist die einzige feste Größe eine Woche vor dem Weltereignis in Hamburg. Wie sich der neue US-Präsident verhalten wird, wissen sie im Berliner Kanzleramt nicht. Hinzu kommt: Auch der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sind für Überraschungen gut.
Spitzen gegen Klimaskeptiker
Merkel bleiben einstweilen nur Mahnungen und Appelle. In einer Regierungserklärung warnt sie am Donnerstagmorgen im Bundestag vor Isolationismus und Protektionismus. Trump kommt namentlich in ihrer Rede nicht vor, aber alle wissen, wen Merkel im Sinn, als sie sagt: „Wer glaubt, die Probleme dieser Welt mit Isolationismus und Protektionismus lösen zu können, der unterliegt einem gewaltigen Irrtum.“ Und weiter sagt die Kanzlerin: „Das Pariser Abkommen ist unumkehrbar, und es ist nicht verhandelbar.“ Man könne schließlich nicht darauf warten, „bis auch der letzte auf der Welt von den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Klimawandels überzeugt werden konnte.“
Die Kanzlerin mahnt und appelliert – am Morgen im Bundestag, am Nachmittag im Kanzleramt. Und Macron, der neben ihr sitzt, sagt: „Wir erleben einen Moment, der nicht dagewesen ist.“ Die internationalen Risiken seien wahrscheinlich noch nie so hoch gewesen wie heute. Am Morgen hat das Thomas Oppermann, Fraktionschef der SPD im Bundestag, noch etwas griffiger zusammengefasst: „Donald Trump spaltet den Westen. Das ist der erste Gipfel, bei dem sich der Westen nicht einig ist.“