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Vogelgrippe Vogelgrippe: Bundesregierung für Freilaufverbote von Geflügel

14.10.2005, 17:54

Berlin/Brüssel/dpa. - Über eine entsprechendeVerordnung der Europäischen Union mit einheitlichen Kriterien habedie Bundesregierung die Länder umgehend informiert. Ein allgemeinesFreilaufverbot sei nicht vorgesehen. In Rumänien gibt es unterdesseneinen zweiten Vogelgrippe-Herd. Wie im ersten Fall war auch im nunbetroffenen Donaudelta-Ort Maliuc am Freitag jedoch noch unklar, obes sich um den hochgefährlichen Subtyp H5N1 handelt.

Die Europäische Union erwartete Testergebnisse des erstenAusbruchs in Rumänien für Samstag. Die EU-Kommission will den 25Mitgliedsländern beim Bemühen, Zuchtgeflügel nicht mit Zugvögeln inBerührung kommen zu lassen, relativ viel Entscheidungsspielraumeinräumen. Zwar werde es gemeinsame Kriterien für die Definition von«Gefahrengebieten» geben, in denen Maßnahmen zur Verhinderung einerVirus-Übertragung ergriffen werden müssten, sagte ein EU-Kommissionssprecher. Die einzelnen Regierungen müssten jedoch selbstentscheiden, welche Rastgebiete der Zugvögel unter diese Kriterienfielen.

Diese Entscheidung will die Bundesregierung den Ländernüberlassen. Alle, die solche Verbote fordern, könnten jetzt in ihrenBundesländern handeln, «ja, sie haben die Pflicht zu Handeln», sagteStaatssekretär Müller. Einige Bundesländer haben bereitsFreilaufverbote erlassen. Die von der EU aufgestelltenBewertungsmaßstäbe bezögen die Flugrouten von Zugvögeln, dasVorkommen von Gewässern und die Art und Dichte der Geflügelhaltungein, sagte Müller. Außerdem sollten in Risikogebieten Gänse und Enteneinerseits sowie Hühner andererseits möglichst getrennt gehaltenwerden.

Je nach Lage sei es auch ausreichend, beispielsweise freilaufendesGeflügel durch Netze vor einfliegenden Zugvögeln zu schützen, hieß esvon der EU. In anderen Fällen genüge es wohl, die Fütterung ingeschlossene Räume zu verlegen. Die EU-Kommission hat bereits einImportverbot für Geflügel und Geflügelprodukte aus Rumänien und derTürkei erlassen. Frankreich will 600 Millionen Schutzmasken kaufen,um der Seuchengefahr durch Krankheiten wie der Vogelgrippe zubegegnen.

In Berlin will der Agrarausschuss des Bundestags am Montag ineiner Sondersitzung über den Schutz vor der Vogelgrippe diskutieren.Der nationale Krisenstab von Bund und Ländern hatte sich am Mittwochauf bessere Kontrollen an Flughäfen, an den Autobahnen und an denGrenzen verständigt. Kiloweise waren illegale Fleischeinfuhrenfestgestellt worden. An einigen Flughäfen Deutschlands wurden amFreitag die Einfuhrkontrollen deutlich verschärft.

Wegen der in Rumänien erneut aufgetretenen Vogelgrippe wurde dasDorf Maliuc und ein drei Kilometer großes Gebiet völlig von derAußenwelt abgeschottet, wie das rumänische Landwirtschaftsministeriummitteilte. Das gesamte Geflügel soll notgeschlachtet werden. InProben von einem dort verendeten Huhn und einem Schwan habe ein Laborin Bukarest das Grippevirus H5 isoliert. In Rumänien war bereits voreinigen Tagen im Dorf Ceamurlia de Jos im Süden des Donaudeltas einH5-Virus entdeckt worden.

Türkische Behörden gaben für das Dorf Kiziksa im asiatischen Teildes Landes Entwarnung. Der Geflügelbestand von rund 8500 Tieren seivernichtet worden, nachdem dort das auch für den Menschen gefährlicheVirus H5N1 nachgewiesen worden war.

In Asien sieht die WHO den Kampf gegen die Vogelgrippe weitgehendverloren. «Alle Versuche, sie in Südostasien auszumerzen und unterKontrolle zu bringen, sind fehlgeschlagen», sagte der WHO-Direktorfür die Region West-Pazifik, Shigeru Omi, in der philippinischenHauptstadt Manila. «Ihre Ausbreitung ist nun gewaltig und reicht vonSüdostasien bis hin an die Türschwelle Europas.»

Unterdessen wurde bekannt, dass ein Stamm des Vogelgrippe-VirusH5N1 bereits resistent gegen das Grippemittel Tamiflu ist. Der Stammsei bei einem vietnamesischen Mädchen isoliert worden, berichtet einTeam um Yoshihiro Kawaoka von der Universität Tokio im britischenFachmagazin «Nature».

Einen (fiktiven) Ausblick auf einen möglichen Vogelgrippe-Ausbruchin Europa könnte der zweiteilige französische Thriller «Virus imParadies» aus dem Jahr 2003 geben. Er wird erstmals vom WDR-Fernsehenan diesem Dienstag (22.10 Uhr) und Freitag (22.00 Uhr) ausgestrahlt.