Verhältnis USA-Deutschland Verhältnis USA-Deutschland: Das Gewitter hat sich verzogen
Berlin/MZ. - Keine Nachrichten sindmanchmal die besten. Am Montag traf die Sicherheitsberaterinvon US-Präsident George W. Bush, CondoleezzaRice, in Berlin mit Außenminister JoschkaFischer zusammen - und im Anschluss hörteman nichts. Fischer reiste zum EU-Außenministerratin Brüssel, Rice führte weitere Gesprächemit dem palästinensischen Premier Ahmed Kureia.Offensichtlich ist nicht mehr das transatlantischeZerwürfnis das Thema bilateraler Begegnungen,sondern die Lösung von Problemen, die beideStaaten bedrängen.
Das Gewitter, von beiden Seiten medienwirksaminszeniert, ist vorüber. Seit sich im FebruarBundeskanzler Gerhard Schröder und Bush imWeißen Haus in Washington trafen, ist selbstdas letzte entfernte Donnergrollen verklungen.Im Gegenteil, schon seit geraumer Zeit beobachtendie Deutschen ein verhaltenes Werben der Amerikaner.Da gibt es Exklusiv-Einladungen für den deutschenBotschafter in Washington und die öffentlicheAnerkennung für das deutsche Engagement inAfghanistan und auf dem Balkan kommt auchBush mittlerweile über die Lippen. Die Entwicklungim Irak hat die Skeptiker des Krieges bestätigt.Schröder und Frankreichs Staatspräsident JacquesChirac müssen dies noch nicht einmal an diegroße Glocke hängen. Die Amerikaner brauchensie, wenn es überhaupt einen Ausweg aus derverfahrenen Situation im Nahen Osten gebensoll.
Auf Arbeitsebene herrscht schon einige Zeitdas Gefühl gemeinsamer Verantwortung. Diebeiden Außenminister Fischer und Colin Powellwaren und sind im engsten Gespräch. In denletzten Wochen sahen sie sich mehrfach, alsPowell an der Antisemitismus-Konferenz inBerlin teilnahm, sowie vergangene Woche gleichzweimal bei einem Besuch Fischers in Washingtonund einem G-8-Treffen der Außenminister. VonInnenminister Otto Schily weiß man, dass ersich mit seinem Amtskollegen John Ashcroftbestens versteht.
Condoleezza Rice unternahm nun den Versuch,trotz der Folterbilder aus dem Irak in derdeutschen Öffentlichkeit für gut Wetter zusorgen. Für ihre Gespräche mit Sabine Christiansenund einzelnen Medien reservierte sie kaumweniger Zeit als für ihre politischen Kontakte.Gelungen ist ihr das nur sehr bedingt, dennselbst ein bekennender Atlantiker wie derCDU-Außenpolitiker Wolfgang Schäuble äußerteim Nachgang Zweifel an ihrer optimistischenPrognose für die weitere Entwicklung im Irak.