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Vereitelter Terroranschlag Vereitelter Terroranschlag: Tödliches Arsenal in Oberursel angesammelt

Von Katja Tichomirowa 01.05.2015, 16:32

Berlin/Frankfurt - Den Ermittlern des hessischen Landeskriminalamtes bot sich im Keller des Mehrfamilienhauses in Oberursel der Anblick eines beträchtlichen Waffenarsenals. Das festgenommene Paar Halil D. und Senay D. hatte dort eine Rohrbombe, Bauteile eines Sturmgewehrs G3, 100 Schuss Munition, ein Übungsgeschoss für eine Panzerfaust und drei Flaschen Wasserstoffperoxid deponiert.

Die Chemikalie hatte die Polizei auch auf die Spur der beiden geführt. Sie hatten Ende März unter falschem Namen in einem Frankfurter Baumarkt größere Mengen Wasserstoffperoxid unter dem Vorwand gekauft, damit ihren Gartenteich reinigen zu wollen. Einer Mitarbeiterin des Baumarkts war das aufgefallen. Sie verständigte die Polizei, woraufhin diese begann, das Ehepaar zu observieren.

Der beschuldigte Mann sei in den vergangenen Tagen auf Parkplätzen und im Wald entlang der Rad-Rennstrecke von Oberursel auf den Feldberg beobachtet worden, sagte der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Albrecht Schreiber. Deshalb habe sich die Polizei zum Zugriff entschlossen. Zwar sei ein geplantes Anschlagsziel weiterhin nicht bekannt. „Allerdings gab es deutliche Überschneidungen vom Streckenverlauf des Radrennens und dem Bewegungsprofil der festgenommen Personen“, so das LKA. Mit ausschlaggebend für die Entscheidung, das Ehepaar festzunehmen, waren auch Parallelen zum Bombenanschlag beim Bostoner Marathon 2013 in den USA.

Vieles ist noch unklar

Vieles bleibt einstweilen unklar: Neben der Frage, wo ein möglicher Anschlag stattfinden sollte, ist das vor allem der Punkt, ob das Ehepaar Teil einer größeren terroristischen Struktur ist. Die Ermittler arbeiteten an dieser Frage „mit Hochdruck“, hatte Polizeipräsident Stefan Müller am Donnerstag gesagt. Nach Presseberichten soll der 35-jährige Halil D. Kontakt zu dem aus Hessen stammenden Adem Y. unterhalten haben, einem Mitglied der im September 2007 festgenommenen Sauerland-Gruppe (siehe „Vereitelte und fehlgeschlagene Terroranschläge“) . Zudem soll er in Verbindung zum Terrornetzwerk Al- Kaida gestanden haben.

Der Parteichef der Grünen, Cem Özdemir, lobte die Polizeiarbeit in Hessen. „Kompliment an die gute Arbeit der Polizei und Staatsanwaltschaft, dass ein möglicher Anschlag auf das Radrennen in Frankfurt verhindert werden konnte“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag. „Dies darf jetzt aber nicht zum Anlass genommen werden, die Vorratsdatenspeicherung wieder auf den Plan zu rufen“, mahnte Özdemir. „Wie so oft hätte sie hier auch gar nicht genützt, da der entscheidende Hinweis von einer geistesgegenwärtigen Baumarkt-Mitarbeiterin kam. Anlasslose Massenüberwachung ist und bleibt eine massive Verletzung der Bürgerrechte, gegen die wir Grüne uns mit allen Mitteln stemmen.“

Der festgenommene Halil D. ist polizeibekannt. Er sei 15-mal auffällig geworden, sagte Müller. Zu den ihm vorgeworfenen Delikten zählten Körperverletzung, Verstoß gegen das Waffengesetz und Bedrohung. In der Wohnung von Halil und Senay D. waren bei der Festnahme auch zwei Kleinkinder. Sie wurden dem Jugendamt übergeben. (mit rtr, dpa)