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Verbraucher Verbraucher: Skandal um illegalen Datenhandel weitet sich aus

17.08.2008, 06:08

Berlin/ddp. - «Das war nur ein erster Datensatz, tatsächlich habeich die Adressen und Bankdaten von 1,5 Millionen Kunden gesichert»,sagte der Mann dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» lautVorabbericht. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar fordertehärtere Sanktionen bei Datenmissbrauch.

Das Magazin berichtete, der 36-jährige Informant habe bislang ineinem Lübecker Callcenter gearbeitet und am Mittwoch seine Kündigungeingereicht. Vermittelt über eine Zeitarbeitsfirma habe der Mann vorrund drei Wochen bei der Lübecker Telefon-Firma Hanseserviceangefangen. Dort habe der Geschäftsführer dem Personal die offenbarillegal beschafften Daten ausgehändigt, samt einem Drehbuch, dem dieCallcenter-Agenten bei ihren Anrufen zu folgen hatten. «Sie habendoch mal bei der SKL gespielt, nun haben wir für Sie ein neuesAngebot», habe er danach seine Gespräche beginnen sollen, berichteteder Informant. Zu seiner Motivation, den Daten-Missbrauch ans Lichtzu bringen, sagte der 36-Jährige: «Ich will, dass solcheMachenschaften aufhören, deshalb mache ich sie jetzt öffentlich.»

Auch das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtete am Samstag vorabüber weitere Datensätze mit persönlichen Angaben zu Verbrauchern undderen Kontoverbindungen, die illegal im Umlauf sind. So seien vorwenigen Tagen von einem Datenhändler im Ruhrgebiet 50 000 Adressenmit dazugehörigen Telefonnummern, Geburts- und Bankverbindungsdatenangeboten worden. Die weniger als drei Monate alten Datensätze sollennach Angaben des Händlers «wenig 'durchgelutscht'» sein und stammenlaut «Focus» von zwei Lotterieveranstaltern, einem Mobilfunkanbieterund einer als gemeinnützig anerkannten Spendenorganisation.

Beim branchenüblichen Geschacher mit Adressdaten liegen die Preiselaut Magazin zwischen einem Euro und fünf Cent pro Datensatz. Zu denOpfern der Datenplünderer zählen den Angaben zufolge auch die Kundenvon Kreditkartenunternehmen.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar sagte im DeutschlandradioKultur, es seien wirksame Mittel nötig, um den Datenschutzdurchzusetzen und Missbrauch mit scharfen Sanktionen zu belegen.Statt geringfügiger Bußgelder benötige man massive Strafen inMillionenhöhe. Der entscheidende Punkt sei jedoch ein Umdenken derVerbraucher, betonte Schaar. Diese hätten ein Machtmittel, um einensorglosen und unangemessen Umgang mit Daten zu bestrafen. Sie könntenetwa den Handelspartner oder ihre Bank wechseln.