USA USA: Tausendster Häftling wurde hingerichtet

Washington/dpa. - Die international kritisierte Hinrichtung einesAustraliers am Freitag in Singapur belastet unterdessen dieBeziehungen zwischen beiden Staaten.
Der 57-jährige Boyd war 1994 wegen Mordes an seiner getrenntlebenden Frau und seines Schwiegervaters zum Tod verurteilt worden.Der Anwalt des Vietnam-Kriegsveteranen, Thomas Maher, nannte die1000. Exekution einen «Meilenstein der Schande». Boyd wolle nicht alsNummer in Erinnerung bleiben, sondern als Mensch, und sei deshalbverärgert gewesen, dass sein Name mit solch einem «makabren Ereignis»für immer verbunden bleibe, sagte Maher.
In den letzten Stunden vor seiner Hinrichtung habe Boyd nachvielen Jahren erstmals wieder mit Familienangehörigen gesprochen.Sein ältester Sohn - dieser stammt aus einer anderen Ehe - sowiedessen Frau und Enkelkinder hätten Boyd im Gefängnis besucht.
Nach den Worten des Anwalts hat der 57-Jährige bis zuletztgehofft, dass die Gerichte die Exekution stoppen würden. Aber sowohldas Oberste Gericht der USA als auch der demokratische Gouverneur vonNorth Carolina, Mike Easley, lehnten am Donnerstag eine Begnadigungab. Easley sagte, es gebe keine zwingenden Gründe, das einstimmigeUrteil der Jury und der Gerichte zu überstimmen.
Gegner der Todesstrafe, darunter Amnesty International, hattenseit Tagen mit Mahnwachen und anderen Aktionen auf das«Hinrichtungsjubiläum» aufmerksam gemacht und die Praxis in den USAals «barbarisch» angeprangert. Auch in der Nacht hatten wieder 100Demonstranten vor dem Gefängnis gegen die Todesstrafe demonstriert.Boyds Exekution war die 56. in diesem Jahr. Bereits am Abend(Ortszeit) war in South Carolina eine weitere Hinrichtung geplant.
In Singapur starb am Freitag der 25-jährige, aus Vietnam stammendeAustralier Nguyen Tuong Van durch den Strang. Die australischeRegierung sprach von einem barbarischen Akt, und in derÖffentlichkeit wurden Boykottaufrufe gegen Waren aus Singapur laut.Der australische Premierminister John Howard sprach sich gegendiplomatische Sanktionen aus, äußerte aber Verständnis fürBoykottaufrufe. «Wenn Einzelne sich zu einem Boykott entscheiden,gut, das ist ihre Entscheidung, aber ich ermutige sie nicht», sagteHoward.
Für die Begnadigung des Australiers hatten sich neben deraustralischen Regierung auch Papst Benedikt XVI. und dessen VorgängerJohannes Paul II. eingesetzt. Singapurs Premierminister Lee HsienLoong hatte jedoch noch am Donnerstag nach einem Treffen mitBundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin einen Aufschub derHinrichtung abgelehnt.
Nguyen Tuong Van war 2002 gefasst worden, als er 400 Gramm Heroinvon Kambodscha über Singapur nach Australien schmuggeln wollte. DieDrogengesetze Singapurs zählen zu den strengsten der Welt.