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USA-Reise Strucks USA-Reise Strucks: Handschlag ohne Kameras

Von Markus Decker 06.05.2003, 15:17
Verteidigungsminister Peter Struck (SPD). (Foto: dpa)
Verteidigungsminister Peter Struck (SPD). (Foto: dpa) dpa

Washington/Ottawa/MZ. - Die Worte waren warm. Der Verteidigungsminister von jenseits des Atlantik bezeichnete seinen deutschen Amtskollegen als "Freund". Ihn verbinde mit Peter Struck eine "exzellente Beziehung", sprach er in die Kameras. "Wir arbeiten sehr eng zusammen und hatten ein sehr positives Gespräch." Das transatlantische Verhältnis schien gut.

Leider spielte die Szene nicht in Washington, sondern in einem für eine Pressekonferenz provisorisch hergerichteten Hangar auf dem Flughafen im kanadischen Ottawa. Deshalb sprach hier auch nicht US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, sondern Kanadas Minister John McCallum. Der Ausflug lieferte, was die Amerikaner zuvor beharrlich verweigert hatten: Herzlichkeit - und Bilder.

Knapp 30 Stunden hatte sich der deutsche Verteidigungsminister in Nordamerika aufgehalten, zunächst in Washington, dann zu einem Zwischenstopp bei seinem kanadischen Pendant. Es war die erste Washington-Visite eines hiesigen Ministers nach dem Irak-Krieg. Bei aller Anstrengung, den Riss zu kitten, demonstrierte die Reise erneut, dass nichts mehr so wird, wie es zwischen Deutschland und den USA mehr als 50 Jahre war.

Immerhin bekam der joviale Niedersachse in Washington Termine. Nach einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister wurde Struck von Rumsfeld empfangen, fuhr dann zu Vize-Außenminister Richard Armitage und schließlich zu Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Im Berliner Verteidigungsministerium sind alle Anstrengungen darauf gerichtet, ein wenig von Frankreich weg- und auf die USA zuzugehen. Der Gast konnte nach den Gesprächen gar Positives vermelden. Die Nato wird in Afghanistan bald das Zepter übernehmen und das deutsch-niederländische Korps ablösen. Rumsfeld stimmte zu, die Zahl der Bundeswehrsoldaten zu reduzieren, die infolge des Irak-Krieges zur Bewachung amerikanischer Einrichtungen in Deutschland abkommandiert wurden. Über die Schließung von US-Stützpunkten hier zu Lande ist nicht entschieden. Das lässt hoffen. Noch.

Freilich vermieden es die Gastgeber sorgsam, Struck mit Bildern zu beglücken. Niemand durfte filmen, wie er die Großen der US-Administration traf. Als der deutsche Verteidigungsminister das State Department verließ, trat er allein vor die Objektive der überwiegend deutschen Kanäle. Armitage ging nicht mit vor die Tür.

Wie es um die gebrochene Achse Berlin-Washington steht, zeigt das jüngste Scharmützel um den Einsatz deutscher Friedenstruppen im Irak. Die "Washington Times" schrieb kurz nach Strucks Ankunft, der polnische Verteidigungsminister wolle die Entsendung eines deutsch-dänisch-polnischen Korps. Nur: Struck hatte er gar nicht gefragt.

Der atmete durch, als er seinen "Freund" John McCallum sah. Der Kanadier gab dem Deutschen die Hand. Vor aller Welt.