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USA USA: Bill Clinton wird 60 Jahre alt

Von Laszlo Trankovits 18.08.2006, 06:48
Ex-US-Präsident Bill Clinton (Foto: dpa)
Ex-US-Präsident Bill Clinton (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Washington/dpa. - Auch fast sechs Jahre nachseiner spektakulären Präsidentschaft setzt Clinton auf dieSuggestivkraft von Bildern: Zum Höhepunkt der wochenlangen Feiern zuseinem 60. Geburtstag werden in New York die lebendigsten Ikonen desRockzeitalters, die Rolling Stones, aufspielen. Wer könnte besserungebrochene Lebenslust und Ignorieren des Alterns verkörpern als derwilde, aber immerhin auch schon 63 Jahre alte Mick Jagger.

Wie der Rockstar denkt auch Clinton noch lange nicht an einAufhören - auch wenn er über sein Alter nun öffentlich stöhnt: «Ichhasse es... Meistens war ich immer der Jüngste,. ..eines Tages binich aufgewacht und ich war der Älteste im Zimmer». Gehen ClintonsTräume allerdings in Erfüllung, beginnt bald sein - politisch -zweites Leben. In kleinen Kreisen kokettiert der nach wie vorbeliebteste Politiker in den USA Medien zufolge ganz offen damit,dass er als erster «First Gentleman» der Geschichte, als Ehemanneiner 2008 zu wählenden Präsidentin Hillary Clinton, wieder ins WeißeHaus einziehen könnte. Sehr viel bedeckter hält er sich bei den vonUS-Medien zitierten Ambitionen, Nachfolger von UN-GeneralsekretärKofi Annan zu werden. Die «Los Angeles Times» weiß noch von einemdritten Traum: wegen seiner humanitären Aktivitäten weltweit, imKampf gegen Hunger oder Aids hoffe er auch, den Friedens-Nobelpreiszu erhalten.

Gleichgültig, wie realistisch die Träume Clintons sind, ganzsicher will er sich nicht aufs politisch Altenteil zurückziehen -auch wenn er als «elder statesman» für Vorträge bis zu 350 000 Dollarerhält, und auch wenn ihm eine Bypass-Operation 2004 die Grenzen derBelastbarkeit vor Augen geführt hat. Sein Ehrgeiz scheint ungebrochen- der Erfolg seiner Memoiren mit einer weltweiten Millionenauflagehat ihn da sicher bestärkt.

Clinton gilt als Glückskind. Die Amtszeit des 42. Präsidenten warnach dem Bankrott des Ostblocks von einem unvergleichlichenWirtschaftsboom geprägt. Der charismatische Demokrat hat aber auchmit einer bedächtigen, zuweilen eher konservativen Politik die USAins 21. Jahrhundert geführt. Er reformierte die Sozialfürsorge undverlangte von den Bürgern mehr Eigenverantwortung. Es gelang ihm, mitsparsamer Haushaltspolitik und dank sprudelnder SteuernEtatüberschüsse zu erzielen. Außenpolitisch konnte er mit derunblutigen Intervention in Haiti zum Sturz der Militärmachthaber,einer zunächst erfolgreichen Nahost-Diplomatie und dem Dayton-Abkommen zur Beendigung des Bosnienkrieges Erfolge verbuchen.

Er hatte aber auch stets erbitterte Feinde bei der politischen undreligiösen Rechten. Dem liberalen, lebenslustigen Politiker wurdenAmtsmissbrauch und fragwürdige Frauengeschichten in seiner Zeit alsGouverneur von Arkansas vorgeworfen. Lange hing ihm der Spitzname»Slick Willy» (Aalglatter Willy) an. Schließlich wurde ihm die Affäremit der Praktikantin Monica Lewinsky fast zum Verhängnis. Er konntenur knapp ein Amtsenthebungsverfahren wegen Falschaussage vermeiden.Peinlich waren die bekannt gewordenen Details allemal.

Als fast Unbekannter aus Arkansas war es dem Yale-Absolventen 1992gelungen, Amtsinhaber George Bush, Vater des jetzigen Präsidenten, zuschlagen. Heute sind die damaligen Konkurrenten gute Freunde, diesich humanitär gemeinsam engagieren und zusammen auch Golf spielen.Nun setzt Clinton auf einen zweiten Einzug ins Weiße Haus. Dafür musser diesmal hinter Hillary, mit der er seit 1975 verheiratet ist,zurückstehen. Das wird ihm wohl nicht leicht fallen, besondersbescheiden schien er nie. Allerdings sollen die vielenGeburtstagsfeste nun nicht nur seinen Ruhm preisen, sondern auchStiftungen für den Kampf gegen Aids und Klimaerwärmung zugute kommen.Damit das Konzert der Rolling Stones am 29. Oktober im Beacon Theatrein Manhattan auch richtig ins Bild gesetzt wird, hat ClintonStarregisseur Martin Scorsese gebeten, den Job zu übernehmen.