US-TV-Debatte US-TV-Debatte: Jeb Bush will aggressiver gegen Donald Trump vorgehen

Washington - Nichts beschäftigt die professionellen Politik-Beobachter in den USA derzeit so sehr wie diese Frage: Wann und wie wird sich das Phänomen des Erfolgs von Donald Trump erledigt haben? Der nächste Zeitpunkt, eine Antwort darauf zu bekommen, ist der kommende Mittwoch. Dann strahlt CNN die zweite TV-Debatte der zehn aussichtsreichsten unter den verbliebenen 16 Kandidaten der Republikaner aus. Der frühere texanische Gouverneur Rick Perry (65) hatte am Wochenende als erster Präsidentschaftsbewerber aufgegeben. Erwartet wird wieder eine Rekord-Einschaltquote – und ein aggressives Vorgehen der Konkurrenten gegen den Immobilienmilliardär aus New York, der seit Wochen in Umfragen vorne liegt.
Newt Gingrich, der auch schon einmal für die Republikaner ins Präsidentschaftsrennen gehen wollte, aber kläglich scheiterte, sagte den Tonwechsel bereits voraus: „Einer wird auf Trump losgehen, und ich denke, das wird Jeb Bush sein.“ Der Sohn des Ex-Präsidenten George H. W. Bush und Bruder des Ex-Präsidenten George W. Bush ist der Lieblingskandidat der republikanischen Parteiführung und zugleich der Bewerber, der am stärksten unter dem unerwarteten Erfolg Trumps leidet.
Donald Trump stiehlt Jeb Bush die Schau
Jeb Bush war ein glatter Durchmarsch auf dem Weg zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat vorhergesagt worden. Seit Wochen aber stiehlt ihm ausgerechnet der Populist Trump die Schau. Der Bauunternehmer hetzt gegen Frauen, gegen Migranten, will eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten und scheut nicht davor zurück, bewährte Grundsätze der Republikaner infrage zu stellen, indem er superreiche Hegdefonds-Manager höher besteuern will.
Zuletzt hat er sogar erklärt, Bush solle doch bei seinen Wahlkampfauftritten gefälligst Englisch reden. Der Präsidentensohn und –bruder, verheiratet mit einer aus Mexiko stammenden Frau, beherrscht das Spanische und streut diese Kenntnisse gerne ein, um auf die Latino-Wähler Eindruck zu machen.
Trump bedient nur die Ängste der Menschen
Wochenlang hat sich Bush das gefallen lassen und relativ gemäßigt auf den Krawallmacher Trump reagiert. In den vergangenen Tagen allerdings änderte sich das. Bush wurde persönlicher und aggressiver. Er hielt Trump vor, kein optimistischer Republikaner zu sein, sondern nur die Ängste der Menschen zu bedienen. Das werde die Konservativen die ersehnte Übernahme des Weißen Hauses kosten. Das war zwar lange noch nicht der Tonfall eines Donald Trump, doch schon ungewöhnlich deutlich für Jeb Bush. Gut möglich, dass er diese Taktik auch in der TV-Debatte anwenden wird, um seinerseits Trump die Schau zu stehlen.
Nach Ansicht von Experten kann das allerdings für Bush nach hinten losgehen. Wer sich allzu sehr auf persönliche Wortgefechte mit Trump einlässt, der läuft Gefahr, wie eine schlechte Kopie des Rüpels selbst wahrgenommen zu werden und seine eigenen Botschaften nicht mehr übermitteln zu können. Vor allem aber haben die letzten Umfragen gezeigt, dass Trump trotz der verschärften Angriffe aus dem eigenen Lager nichts an Popularität eingebüßt hat.
Die Republikaner werden wahrscheinlich auch nach der zweiten Fernsehdebatte noch rätseln, was es mit dem Erfolg des Phänomens Donald Trump auf sich hat. CNN stellt sich derweil schon auf eine Einschaltquote ein, die möglicherweise die 24 Millionen Zuschauer aus der Fernsehdebatte vor einem Monat noch übersteigen wird.