Urananreicherung Urananreicherung: Weltweite Sorge über iranisches Nuklearprogramm
Teheran/dpa. - Außenministerin Condoleezza Rice forderte denWeltsicherheitsrat zu einem entschlossenen Handeln auf. In Berlinerklärte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg, man habe dieAnkündigung aus Teheran «mit großer Sorge» zur Kenntnis genommen.Russland erwarte, dass der Iran die Urananreicherung einstelle, sagteein Sprecher des Außenministeriums.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad zeigte sich amMittwoch von der Kritik unbeeindruckt und kündigte einen weiterenAusbau des Atomprogramms an. Der Iran werde sein Programm bis zurvollständigen Beherrschung des Nuklearkreislaufs fortsetzen. «UnsereFeinde können heulen so viel sie wollen, wir lassen uns weder vonpsychologischen noch von politischen Druck von unserem Wegabbringen», erklärte der ultrakonservative Präsident.
Am Dienstag hatte Ahmadinedschad angekündigt, dass der Iranerstmals erfolgreich Uran zur Energiegewinnung angereichert habe.Dies sei ein «historischer Erfolg». «Wir gehören jetzt zu denNuklearmächten, und es gibt keinen Weg zurück», sagte er.
US-Außenministerin Rice erklärte, der Weltsicherheitsrat solle nunhandeln. Damit müsse die Glaubwürdigkeit der internationalenGemeinschaft aufrechterhalten werden, sagte Rice. «Ich glaube, es istZeit zum Handeln.» Die Ankündigung der iranischen Führung führt dasRegime in Teheran nach den Worten von Rice weiter in die Isolation.Der Iran habe demonstriert, dass er nicht die Auflagen derinternationalen Gemeinschaft befolgen wolle. Zuvor hatte ein Sprechervon US-Präsident George W. Bush von einem «Schritt in die falscheRichtung» gesprochen.
Der Berliner Vize- Regierungssprecher Steg erklärte, offenbar seider Iran nicht bereit, «den Weg der Selbstisolation zu verlassen».Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem Signalin die falsche Richtung. Nach einer Forsa-Umfrage für denNachrichtensender n-tv halten es 54 Prozent der Deutschen fürwahrscheinlich, dass die USA den Iran in nächster Zeit angreifenwerden. 42 Prozent halten einen solchen Militärschlag dagegen fürunwahrscheinlich.
Mit Russland und China äußerten sich auch traditionelle VerbündeteTeherans kritisch zu den jüngsten Atomversuchen. «Das stimmt nichtüberein mit dem, was die internationale Gemeinschaft fordert», sagteder chinesische UN-Botschafter Wang Guangya in New York. «Wir wollen,dass die Iraner kooperativer werden.» Ein Sprecher des russischenAußenministeriums erklärte, die Führung in Teheran solle davonabsehen, gegen die Resolution des UN- Sicherheitsrates zu verstoßen.
Der britische Außenminister Jack Straw äußerte ebenfalls seine«große Besorgnis». «Die iranische Regierung muss jetzt durch Worteund Taten beweisen, dass sie keine Atomwaffen entwickeln will»,erklärte Straw in London. Der französische UN-Botschafter Jean-Marcde la Sabliere sagte: «Wir sind besorgt. Wir müssen wissen, was genaudiese Ankündigung bedeutet. Der Sicherheitsrat wird auf die Situationim Iran reagieren, sobald Mr. el Baradei uns Bericht erstattet hat.»
Der Direktor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO),Mohammed el Baradei, wollte am Mittwochabend nach Teheran fliegen. Erwill versuchen, Teheran im Atomstreit doch noch zum Einlenken zubewegen. El Baradei soll dem UN-Sicherheitsrat bis zum 28. Aprildarüber berichten, ob der Iran sein Programm zur Urananreicherunggestoppt hat. Was geschehen soll, wenn der Iran dieser Forderungnicht nachgibt, ist unklar.
Der eskalierende Atomstreit mit dem Iran hat nach Angaben derInternationalen Energieagentur (IEA) neben Lieferausfällen in Nigeriaden Ölpreis im April in Richtung 70 Dollar je Barrel (159 Liter)getrieben.
