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Untergang der «Kursk» Untergang der «Kursk»: Auch Moskau vermutet Torpedo als Ursache

18.02.2002, 18:37
Infografik zur Bergung der Kursk
Infografik zur Bergung der Kursk dpa

Moskau/dpa. - Die russische Führung rückt bei den Ermittlungenzum Untergang des Atom-U-Bootes «Kursk» dem Eingeständnis derFehlzündung eines bordeigenen Torpedos näher. GeneralstaatsanwaltWladimir Ustinow sagte am Montag in Murmansk, die Ermittler gingenvon einer Torpedo-Explosion aus als Ursache für das Schiffsunglückvom 12. August 2000 in der Barentssee. Westliche Experten vermuten,dass der Rohrkrepierer eines Torpedos Auslöser des Unglücks war, beidem alle 118 Mann Besatzung umkamen.

Ustinow widersprach der von Marinebefehlshaber Wladimir Kurojedowerneut angeführten These einer Kollision mit einem ausländischen U-Boot. Den an Bord gefundenen Aufzeichnungen nach habe die «Kursk» vordem Unglück «fünf andere Objekte» beobachtet. «Keins davon war ingefährlicher Nähe» sagte der Generalstaatsanwalt.

Admiral Kurojedow gestand bei der Pressekonferenz technischeMängel des Torpedo-Typs auf der «Kursk» ein. Der Geschossantrieb ausflüssigem Wasserstoffperoxid «ist in ständiger Bewegung und kann beider Berührung mit bestimmten Metallen unvorhergesehene Reaktionenauslösen», sagte er. Deshalb habe die russische Marine alle Torpedosdieses Typs von ihren U-Booten entfernt.

Ustinow warf der «Kursk»-Besatzung wie der Führung der russischenNordflotte «traditionelle vaterländische Schlamperei» vor. Sie hättenbei dem Manöver im Sommer 2000 grob gegen die Sicherheitsregelnverstoßen, auch wenn dies nicht die Unglücksursache gewesen sei.

Die Staatsanwaltschaft beendete vier Monate nach der Hebung der«Kursk» die Untersuchungen am Wrack im Dock der MarinebasisRosljakowo. Vor einem endgültigen Bericht müssten noch technischeExpertisen und die Bergung von Teilen des abgetrennten Bugsabgewartet werden, sagte Ustinow.

Bei der Suche nach der Unglücksursache arbeiten zwei Gruppenparallel: eine Regierungskommission unter Beteiligung derKriegsmarine und die Generalstaatsanwaltschaft. Diese scheint eherdas Vertrauen des Kremls zu besitzen als die Kommission, deren ChefIlja Klebanow am Montag als Vizeregierungschef entlassen wurde.

Von den 118 toten Seeleuten der «Kursk» wurden 94 aufgefunden.Nach Angaben vom Montag wurden auch die Leichen des Kapitäns GennadiLjatschin und des Stabsoffiziers Wladimir Bagrjanzew identifiziert.Ustinow wollte dies jedoch zunächst nicht bestätigen.

Atom-Raketen werden aus dem Wrack geborgen
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ITAR-TASS