Uniformen Uniformen: Deutschlands Polizei immer öfter blau

Hamburg/dpa. - Grün ist bei der Polizei bald nicht mehr angesagt.Nachdem Hamburg vor knapp einem Jahr nach vorn preschte, als erstesBundesland die angestaubten grün-beigen Uniformen ausmusterte undblaue Dienstkleidung einführte, zogen andere nach: Bremen,Niedersachsen und Schleswig-Holstein kleiden ihre Beamten nach undnach ebenfalls in dunklem Blau ein, Hessen und Rheinland-Pfalz wollenfolgen. Widerstand kommt aus Deutschlands Süden.
Nun erlebt auch Brandenburg - als erstes ostdeutsches Bundesland -eine Renaissance der traditionellen Uniformfarbe. Auch dieBundespolizei, der frühere Bundesgrenzschutz, hat Blau für sichentdeckt. Einige Bundesländer sind noch unschlüssig: Abwarten, biseine einheitliche Lösung gefunden wird, heißt es in denInnenministerien. Andere schließen eine allmähliche Umstellung derPolizeifarbe über einen größeren Zeitraum nicht aus.
Weiß-blauer Widerstand kommt indes aus Bayern, das derzeit denVorsitz in der Innenministerkonferenz führt. «Die Frage stellt sichfür uns grundsätzlich nicht», sagte Pressesprecher Rainer Riedl derdpa. «Das kostet zu viel Geld.» Außerdem: «Ob grün-beige oder blauist für die Verbrechensbekämpfung unerheblich.» Grün-beige sei in derBevölkerung bekannt. «Den Blauen wird es eher so gehen, dass sie fürParkwächter gehalten werden.» Irgendwann, räumte der Beamte ein,werde man sich aber sicher auch ans Blau gewöhnen. «Die Einkleidungder Beamten liegt in Länderhoheit.»
Ein deutliches Indiz dafür ist der uneinheitliche Zuschnitt derneuen Polizeikleidung. Während die in den 70er Jahren eingeführtegrüne Uniform bundesweit gleich aussah, unterscheidet sich jetzt dieHamburger Dienstkleidung doch erheblich von der des LandesBrandenburg. Gemeinsam haben sie nur die blaue Farbe. Hamburg hatteseinerzeit die Stardesigner Luigi Colani und Tom Tailor bemüht undein schickes Ensemble entwickeln lassen.
Die Ausrüstung der 5500 Beamten der hanseatischen Schutzpolizeikostete rund 2,7 Millionen Euro. «Das war keine zusätzliche Ausgabe»,sagte Sprecher Marco Haase von der Innenbehörde, «sondern wurdenormal aus dem Haushalt für Ersatzbeschaffung bezahlt». Um diegesamte Hamburger Polizei von heute auf morgen blau zu machen, wurdezunächst ein Kredit aufgenommen. «Die Zinsen bezahlte dann dieWirtschaft. Für die Stadt gab es also keine zusätzlichen Kosten»,betonte Haase. Das Ganze wurde noch vom früheren umstrittenenInnensenator Ronald Schill initiiert, der die alten «Kartoffelsäcke»durch moderne blaue Uniformen ersetzen wollte.
Bremen und Niedersachsen sind schnell auf den Zug aufgesprungenund haben das Hamburger Design übernommen. Das könnten auch andere.«Wir stellen allen Ländern das Modell kostenfrei zur Verfügung»,sagte Haase. Bei bis zu 90 Prozent der Beamten und auch bei denBürgern komme es bestens an. Brandenburgs Innenminister JörgSchönbohm (CDU) hat sich zwar für ein eigenes Modell entschieden,teilt aber Haases Auffassung, dass Blau die Farbe der Zukunft ist.
«Blau ist die europäische Farbe - das ist der richtige Weg», sagteder Minister in der vergangenen Woche, als er die ersten 20 neuenUniformen an Beamte des Landes übergab. Bis Januar sollen etwa 400Polizisten die neue Dienstkleidung testen, die nach SchönbohmsAnsicht zudem bequemer geschnitten, witterungsbeständig, funktionalerund zweckmäßiger, aber nicht teurer ist.
Dass sich ausgerechnet das Hamburger «Großstadtrevier» aus derbeliebten ARD-Vorabendserie noch grün präsentiert, liegt daran, dassetliche der Folgen mit Vorlauf, also noch vor der blauen Ära gedrehtwurden. Bei den Arbeiten zur neuen Staffel, das versicherte dieProduktionsleitung, können Polizist Dirk Matthies (Jan Fedder) undCo. dann aber auch so richtig blau machen.