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Unicef Unicef: Werben um frühere Förderer

Von Markus Peters 24.06.2008, 11:49
Model Eva Padberg hält ein dpa-Bild, das sie bei einer Reise als Unicef-Patin in Ruanda zeigt. (Foto: dpa)
Model Eva Padberg hält ein dpa-Bild, das sie bei einer Reise als Unicef-Patin in Ruanda zeigt. (Foto: dpa) dpa

Köln/ddp. - «Wir haben 20 Prozent unserer rund 200 000Fördermitglieder verloren. Wir wollen versuchen, in diesem Jahrwenigstens die Hälfte von ihnen zurückzugewinnen», sagte der neueVorsitzende des Kinderhilfswerks, Jürgen Heraeus, am Dienstag bei derVorlage des Geschäftsberichts 2007 in Köln. Inzwischen seien mehrereHundert frühere Fördermitglieder bereits wieder zu Spenden bereit.«Wir sind auf einem guten Weg», sagte Heraeus.

In dem Geschäftsbericht soll durch eine detaillierte Auflistungder Einnahme und Ausgaben mehr Transparenz geschafft werden. «Wirbrauchen wieder das Vertrauen, das in den letzten Monaten so gelittenhat», betonte der neue Vorsitzende.

Mit 94,7 Millionen Euro Einnahmen hatte UNICEF Deutschland imvergangenen Jahr das drittbeste Ergebnis seiner Geschichte erzielt.Nach der Aufdeckung der Spendenaffäre im Spätherbst verlor dasKinderhilfswerk allerdings zwischen Dezember 2007 und April 2008 über38 000 Fördermitglieder. Der Ausfall an Spenden dürfte nachSchätzungen des Vorstandes zwischen 10 und 20 Millionen Euro liegen.Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Schatzmeisterin Anne Lütkesdeshalb mit einem Einnahmerückgang von 20 Prozent gegenüber 2007.

Heraeus räumte ein, dass mehrere der leistungsstarkenFirmenförderer ihre Unterstützung für UNICEF derzeit ruhen ließen.Mit ihnen würden jetzt Gespräche geführt. Kaum Ausfälle habe es beiden ehrenamtlichen Helfern vor Ort gegeben, sagte deren Sprecherin,Carmen Creutz. Allerdings müssten sie sich bei Aktionen wie beimVerkauf von Grußkarten öfter als früher kritische Fragen gefallenlassen. Auch sei es schwerer geworden, Schulen für Kooperationen zugewinnen, weil viele Eltern Bedenken hätten.

Nach monatelangen internen Querelen war dem Kinderhilfswerk imFebruar das Spendensiegel entzogen worden, unter anderem, weil es denEinsatz von provisionsabhängigen Spendenwerbern verschwiegen hatte.«Wie man so etwas Dummes machen kann, ist mir unverständlich»,kritisierte Heraeus. Wegen der Affäre hatten die damaligeUNICEF-Vorsitzende Heide Simonis und Geschäftsführer DietrichGarlichs ihre Ämter zur Verfügung gestellt.

«Über UNICEF hat immer ein Hauch von Unantastbarkeit gelegen. Soetwas ist schädlich», konstatierte der im April gewählt neueVorsitzende. Er verwies darauf, dass UNICEF Deutschland immer nochgrößter Spendenlieferant des weltweiten UN-Hilfswerkes sei. Wiewichtig die Arbeit der Organisation sei, zeigten die aktuellen Krisenim Birma und Simbabwe, wo man effizient helfen könne.

Für den Herbst kündigte Schatzmeisterin Lütkes einen weiterenausführlichen Finanzbericht und weitere interne Reformen an. So werdeder neue Geschäftsführer nicht mehr dem Vorstand der Organisationangehören. Bis zum Herbst soll auch ein Nachfolger fürInterims-Geschäftsführer Wolfgang Riotte gefunden werden. Dazu gebees bislang 264 Bewerbungen.

Von den anderen 36-UNICEF-Kommitees habe es während der Krise vielSolidarität gegeben, betonte die stellvertretende Vorsitzende AnnKathrin Linsenhoff. Die Vorgänge in Deutschland hätten dazu geführt,dass interne Strukturen und Satzungen von UNICEF weltweit auf denPrüfstand gestellt werden.